Romanklassiker trifft auf Videospiel: Neue Inszenierung am Jungen Deutschen Theater
Was passiert, wenn wir tun und lassen können, was wir wollen? Dieser Frage geht das Junge Deutsche Theater in „Herr der Fliegen: survival mode“ nach. In der Inszenierung von Birgit Lengers verbinden 16 Jugendliche zwischen 11 und 21 Jahren William Goldings Romanklassiker „Herr der Fliegen“ mit Minecraft, einem der meistgespielten Videospiele unserer Zeit. Im Roman landet eine Gruppe Schuljungs nach einem Flugzeugabsturz auf einer unbewohnten Insel. Sie sind auf sich allein gestellt. Mit der Zeit kommt das Gerücht auf, es gebe ein Monster auf der Insel. Sehen kann es niemand – denn es steckt in jedem der Jugendlichen. In Minecraft begeben sich die Spieler ebenfalls auf Entdeckungstour durch das gestaltbare Pixelparadies. Kaum bricht die Nacht herein, lauern auch hier Gefahren.
Immer wieder springt die Handlung zwischen Minecraft-Videosequenzen auf der Leinwand und der Realität auf der Bühne hin und her. Jeder der jungen Darsteller verkörpert dabei eine eigene Figur. Sie handeln verschieden, entwickeln sich unterschiedlich. Können wir in totaler Freiheit überleben? Mit jeder Minute bröckelt beim Zuschauer der Optimismus. Steckt in uns allen das Böse, das je freier wir sind umso stärker aus uns herausbricht? Wer Minecraft spielt, hat jederzeit die Möglichkeit, Böses zu tun, ohne ernsthafte Konsequenzen zu spüren. Könnte diese Welt mit der Realität verwechselt werden? Ein interessantes Gedankenexperiment, dem wir uns alle stellen sollten.