Foto: Gerd Metzner

Spielt wenigstens mit dem Handy, ihr Kulturbanausen

Laura Patz wünscht sich, Kulturbanausen würden einfach zu Hause bleiben.

Neulich im Theater. Ein großartiges Stück, tolle Besetzung. Plätze in der ersten Reihe. Es hätte so schön sein können, wäre da nicht diese Schulklasse gewesen, die ich bereits am U-Bahnhof gesichtet, dann aber vorschnell verdrängt hatte.
Tatsächlich saßen die meisten von ihnen in der zweiten Reihe, direkt hinter mir, und demonstrierten zweieinhalb Stunden lang ihr Desinteresse. Bei all den Vorurteilen über unsere Generation hätte man vermuten können, sie hätten sich die Zeit auf Facebook oder Instagram vertrieben. Fehl­anzeige. Stattdessen prusteten sie vor Lachen und unterhielten sich angeregt – nein, nicht über das Stück.

Nun ja, es war spät am Abend. Vermutlich hatten sie einen langen Schultag hinter sich. Doch bei allem Verständnis: Wo bleibt der Respekt? Der Respekt gegenüber den Zuschauern, die an den Dialogen auf der Bühne interessiert waren? Der Respekt gegenüber den Schauspielern?

Schon zu meiner Schulzeit hatte ich bei Klassenausflügen ins Theater oft das Gefühl, einige Mitschüler würden nicht verstehen, dass so ein Auftritt für die Akteure nicht nur Kunst, sondern auch Beruf ist. In einem anderen Umfeld würden Schüler schließlich auch nicht auf die Idee kommen, Erwachsene derart bei ihrer Arbeit zu stören. Oder ist es jemals vorgekommen, dass vorsätzlich die Dokumente auf dem Schreibtisch des Arztes durch­einander­gewirbelt oder der Kassiererin im Supermarkt beim Wechselgeld­rausgeben mit Absicht irgendwelche Zahlen zugerufen wurden? Einzig und allein Lehrern dürfte so ein Dazwischenfunken bekannt sein. Diese Analogie lässt darauf schließen, dass solche störenden Privatgespräche aus Unverständnis resultieren.

Also, liebe Schüler, wenn euch ein Theaterstück nicht gefällt oder ihr es nicht versteht, dann bereitet euch entweder darauf vor oder bleibt zu Hause. Immerhin bezahlt ihr viel Geld für die Karte, und die Profis auf der Bühne haben ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit verdient. Und ihr, werte Schauspieler, scheut euch nicht, störende Zuschauer zurecht­zuweisen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Darsteller mitten im Stück ins Publikum springen, um einen nimmer­müden Störenfried kräftig durchzuschütteln. Das lässt sich hier und da sicher problemlos ins Stück integrieren.

Von Laura Patz, 21 Jahre


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Kategorien Klartext Kultur Theater

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