„Ich sehe mich als Vorbild“

Die Jugendredaktion hat den Rapper Bushido interviewt

Der Radiosender Kiss FM hat den Skandal-Rapper Bushido 32 Stunden lang interviewt. Auch die Jugendredaktion war dabei.

Siehst du dich als Vorbild für Jugendliche?
Ja. Und das schon seit geraumer Zeit. Ich hab mich jetzt schon viele Jahre damit beschäftigen müssen, einfach weil ich immer wieder daran erinnert werde. Auf dem Level, auf dem ich am Anfang Musik gemacht habe, war das noch kein Thema. Aber nach siebzehn Jahren bin ich mir absolut bewusst, dass ich einer sehr großen Verantwortung nachkommen muss.

Wenn jetzt zum Beispiel ein 15-/16jähriger deine Musik hört, sollte der eher so sein wie du in dem Alter warst, oder soll der sich lieber daran orientieren, wie du jetzt bist?
Ein Jugendlicher in dem Alter sollte erst mal gucken, wie er selbst so ist. Und rausfinden: was bin ich, was kann ich, was will ich. Er soll erst mal gucken, wie er so ist, wie er als Typ funktioniert. Gibt es dann jemanden, der ihn als Vorbild anspricht? Damit kann er sich auseinandersetzen. Aber ein normaler Jugendlicher sollte erst mal seine ganz eigene Pubertät durchleben.

Wenn ein Jugendlicher die Schule abbrechen möchte, um Musiker zu werden, was würdest du sagen?
Für diese Jungs hab ich natürlich alles, was man braucht. Das Problem ist aber, dass es keine Garantie gibt, es nur annähernd so zu schaffen. Ich hab Glück gehabt. Er könnte diesem Ziel entgegeneifern, er sollte aber nicht Schule oder Ausbildung komplett auf der Strecke lassen. Bevor ich meinen ersten Plattenvertrag unterschrieben habe, hatte ich einen Schulabschluss und eine Ausbildung. Es gibt keine Garantie. Das ist wie Lotto.

Rapper Bushido im Gespräch mit Julia und Friederike (v. l.), Foto: kiss fm/YouTube
Rapper Bushido im Gespräch mit Julia und Friederike (v. l.), Foto: kiss fm/YouTube

Würdest du denn wollen, dass deine Kinder so werden wie du, und dass sie später deine Musik hören?
Ich bin stolz auf mich und zufrieden mit mir. Ich bin vielleicht mit Fehlern behaftet, aber ich hab ein gesundes Selbstbewusstsein. Ich habe keine Angst, mich mit Menschen auseinanderzusetzen, und rauszufinden, was mich glücklich macht. Das sind ja wichtige, positive Charakterzüge und die würde ich auch meinen Kindern wünschen. Irgendwann dürfen sie sich auch mit meiner Musik auseinandersetzen. Ich hab mich schon dabei erwischt, dass ich meiner Tochter Lieder vorspiele und dabei selektiere. Aber nicht, um etwas zu verheimlichen, sondern weil ich finde, das muss noch nicht sein. Später können sich meine Kinder alles anhören, ich habe nichts zu verstecken.

Gefällt dir das Image, das du dir aufgebaut hast, noch?
Ich hab mich mit der Zeit mit meinem Image angefreundet. Ich habe keinen Drang, etwas verändern zu wollen. Falls ich mich verändern sollte, ist das normal und natürlich. Ich bin heute schon anders als vor ein paar Jahren. Ich könnte heute noch dieselben Sachen sagen, aber die würde ich nicht mehr so meinen, und ich will nur Sachen sagen, die ich wirklich meine.

Was sagst du dazu, wenn in den Medien Vorwürfe gegen dich veröffentlicht werden? Fühlst du dich oft missverstanden in dem, was du vielleicht gesagt hast?
Ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass die Medien in meinem persönlichen Interesse handeln. Wenn sie über mich schreiben, werde ich mich darüber informieren und bei falschen Behauptungen meine Medienanwältin einschalten, um mich zu wehren. Aber ansonsten ist mir relativ egal, was die Zeitungen oder auch Fernseh- oder Radiosender erzählen. Außer es wird persönlich, aber vieles würde ich heute nicht mehr persönlich nehmen.

Eine letzte Frage: gibt es eine Frage, die dir noch nie in einem Interview gestellt worden ist oder die du gerne mal hören würdest?
Ich glaube nicht. Ich freue mich eher über interessante Gedankengänge. Nicht unbedingt eine Frage, die noch niemand gestellt hat, sondern ein nicht unbedingt aktuelles Thema, aber ein neuer Ansatz des Fragenden. Darüber freue ich mich und das ist eher selten.

Interview: Friederike Deichsler, 19 Jahre, und Julia Womser, 25 Jahre

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Kategorien Interview Kultur Musik

„Wenn Sie Journalistin werden wollen, sind Sie in diesem Studiengang falsch“, hörte ich im ersten Semester nicht nur einmal. Trotzdem habe ich mittlerweile, mit 22, meinen Abschluss – und arbeite stetig daran, den Zweiflern das Gegenteil zu beweisen. Denn das Schreiben lasse ich mir nicht mehr wegnehmen. Es ersetzt für mich rauschzustandsauslösende Substanzen, es ist mein Ventil, wenn die Gedanken zu laut schreien und kein Platz für ekstatisches Tanzen ist. Schreiben kann ich über all das, wonach niemand fragt, was im Gespräch niemand von mir wissen will. Am spannendsten ist aber, anderen Menschen zuzuhören und ihre Geschichte zu erzählen.