Etwas anderes als Partyselfies

Mit einer Größe von einem mal zwei Metern ist das „Körperfotogramm“  – hier im Ausschnitt – der größte Beitrag zum Deutschen Jugendfotopreis. Foto: Deutscher Jugendfotopreis/Alchemisten in Pankow
Mit einer Größe von einem mal zwei Metern ist das „Körperfotogramm“ – hier im Ausschnitt – der größte Beitrag zum Deutschen Jugendfotopreis. Foto: Deutscher Jugendfotopreis/Alchemisten in Pankow
Mit dem Deutschen Jugendfotopreis wurden in diesem Jahr besonders viele junge Berliner Fotografen geehrt

Von Julien Hoffmann, 20 Jahre

Smartphone oder Digitalkamera rausgeholt, fünf, sechs Mal auf den Auslöser gedrückt – die Technik erlaubt es mittlerweile jedem, Fotos in hoher Qualität zu schießen. Dass Fotografie jedoch mehr ist als das Selfie aus dem vergangenen Urlaub oder von der Party am Wochenende, dass hier spannende Geschichten erzählt werden können, das zeigt der Deutsche Jugendfotopreis, dessen Siegerbilder bis gestern auf der Photokina in Köln gezeigt wurden. Teilnehmen konnte jeder, der sich für das Fotografieren begeistert und nicht älter als 25 Jahre ist. Durch mehr als 21 000 Bilder von rund 5 000 Teilnehmern musste sich die Jury dabei kämpfen, um die Gewinner zu ermitteln.

Dieses Jahr gelang es besonders vielen Berliner Fotokünstlern abzuräumen: Acht von insgesamt 50 Preisen gingen an junge Talente aus der Hauptstadt. Unter den Siegern ist zum Beispiel die Foto-AG Alchemisten von der Pankower Jugendkunstschule, die die Jury mit einem ein mal zwei Meter großen Bild überzeugen konnte. Bei dem Experiment breiteten die 13 Jugendlichen, die alle um die 16 Jahre alt sind, ihr Fotopapier unter einer Laterne aus und positionierten sich anschließend in akrobatischen Posen auf dem lichtempfindlichen Blatt. Das Fotogramm, das dabei entstand, ist das größte Bild des Wettbewerbs und begeistert vor allem durch seine ungewöhnliche Machart. „Es ist wirklich beeindruckend, wenn man vor diesem riesigen Bild steht und die verschiedenen Körperformen erkennt“ findet Katrin Eissing, die die Fotogruppe betreut. Generell sei analoges Fotografieren eine Sache für sich: „Es ist schon was anderes, als einfach nur vorm Rechner zu sitzen und digital etwas zu bearbeiten. Analoges Fotografieren ist vor allem geheimnisvoller.“ Schließlich sieht man das Ergebnis ja – anders als bei einem digitalen Foto – erst auf dem Papier.

Ganz so extravagant wie der Pankower Wettbewerbsbeitrag waren jedoch nicht alle Einreichungen: Mit Porträts von müden Nachtschwärmern und düsteren Stadtmotiven bietet die junge Künstlerin Jennifer Bulla einen Einblick in das Berliner Nachtleben. Anders, als man vielleicht erwarten könnte, entstanden dabei aber keine typischen Partybilder. Vorherrschend sind erstaunlich emotionale Fotos von Menschen und Orten, die eine ruhige, erschöpfte Seite Berlins zeigen. „Es war etwas Persönliches für mich: Ich war früher auch oft nachts unterwegs und fand die Leute interessant, die ich da so getroffen habe. Als ich nach Berlin gekommen bin, habe ich mich oft alleine gefühlt. Diesem Gefühl wollte ich mit meiner Arbeit auf den Grund gehen“, erzählt Jennifer.

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