Mit der Spraydose gegen Vandalismus

Eine Wohnungsbaugesellschaft lädt Kinder und Jugendliche ein, Hauswände zu besprühen.

Von Lea Krüger, 21 Jahre

Nicht nur Jugendliche, sondern auch viele Kinder kamen zum alten Parkhaus am Falkenhagener Feld, um ihren Kiez zu verschönern. Foto: Tina Merkau
Nicht nur Jugendliche, sondern auch viele Kinder kamen zum alten Parkhaus am Falkenhagener Feld, um ihren Kiez zu verschönern. Foto: Tina Merkau

B-E-R-L-I-N“, buchstabieren die rund 20 Kinder, die auf der Wiese vor dem alten Parkhaus im Spandauer Kraeplinweg sitzen, laut im Chor. Street-Artist James Bullough sprayt die Buchstaben an die Fassade. Drumherum herrscht Straßenfestatmosphäre.

Was die Eigentümer von Gebäuden sonst gar nicht gerne sehen, war an diesem Tag erwünscht: Die Wohnungsbaugesellschaft Gewobag, der das alte Parkhaus gehört, hatte am 
11. und 12. Juli die Kinder des Kiezes rund um das Falkenhagener Feld eingeladen, die grauen, mit Schmierereien versehenen Wände des Parkhauses mit schönen, bunten Graffitis zu verzieren. Offensichtlich sprach sich die Aktion schnell herum: Vom ersten auf den zweiten Tag verdreifachte sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die daran teilnehmen wollten.

Die Gewobag arbeitet schon länger mit dem Projekt Urban Nation zusammen, der Vereinigung von Street-Art-Künstlern, der auch James Bullough angehört. Doch ging es dabei nicht allein um die Verschönerung von Hauswänden, sondern auch um Kunsterziehung. Die Initiative dazu ging von der im Februar eröffneten Kiezstube aus, vor der sich das alte Parkhaus befindet. Dessen Fassade wollten nicht nur die Anwohner, sondern auch Kerstin Kirsch, Geschäftsführerin der Gewobag Mieterberatungsgesellschaft, schon lange verschönern. Kirsch initiierte das Pilotprojekt „Pop Art am Parkdeck“. Neu ist, dass es nicht nur darum geht, dem Gebäude einen neuen Anstrich zu geben, sondern auch darum, Kinder und Jugendliche daran zu beteiligen. „Die Kinder sollen auch lernen, Verantwortung für ihren Kiez zu übernehmen“, betont Kirsch. Die Initiatoren erhoffen sich davon auch, weiteren Vandalismus zu verhindern.

Die drei Künstler Yasha Young, Christian Rothenhagen und James Bullough von Urban Nation haben sich im Vorfeld Gedanken zu Motiven und Techniken gemacht. Letztlich entschieden sie sich für drei Herangehensweisen: Sprayen, Schattenmalerei und freies Malen. „Die Kinder sollen lernen, stolz auf ihre eigene Arbeit zu sein und auch die der anderen zu respektieren“, meint Christian Rothenhagen. Zwar sei ein Projekt wie dieses angesichts des vielen Vandalismus in Berlin zunächst ein Tropfen auf dem heißen Stein. Doch bei dem großen Interesse der Jugendlichen wäre durchaus eine Fortsetzung an anderen Orten denkbar.

Die Leiterin des Projekts, Yasha Young, freut sich über den Andrang: „Natürlich ist es etwas chaotisch, aber auf eine gute Art. Es ist interessant zu sehen, was dabei herauskommt.“

Überrascht waren die Organisatoren, dass neben einigen Jugendlichen auch zahlreiche Kinder teilnahmen – nicht nur Jungs, sondern auch viele Mädchen. Wer sich die neue Wand des Parkhauses ansieht, erkennt die Stellen, an denen sie gewirkt haben schnell: Dort zieren nun Blumen, Sternchen und Herzen den Beton.

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