Lesen fürs Leben

In Rebeccas Wirklichkeit gibt es Elefanten. Wirklich. Zumindest manchmal. Ob das daran liegt, dass sie in die Hände klatscht? Vielleicht hat sie einfach nur zu viel Watzlawick gelesen. Foto: Raufeld/ Verena Bruß

Jedem seine Wirklichkeit


„Wenn du mich wirklich liebtest, würdest du gern Knoblauch essen: Über das Glück und die Konstruktion der Wirklichkeit“ – das Buch von Paul Watzlawick hält nicht, was sein Titel verspricht. Es handelt weder von Liebe, noch von Knoblauch. Der Autor erzählt stattdessen von individuellen Realitäten und den Tücken der Kommunikation.


Da ist zum Beispiel eine Frau, die feststellt: „So wie ich die Lage sah, war es ein Problem; nun sehe ich es anders und es ist kein Problem mehr.“ In Watzlawicks Buch kommen viele Wirklichkeitsbastler zu Wort, etwa ein Mann, der alle zehn Sekunden in die Hände klatscht. Auf die Frage, warum er dies tue, antwortet er: „Um die Elefanten zu verscheuchen.“ In der Realität des Mannes ist sein Handeln dafür verantwortlich, dass sich an dem Ort keine Elefanten aufhalten. Diese Idee eines Kausalzusammenhangs zwischen Klatschen und Elefanten wirkt auf den Fragenden grotesk. Er wendet ein, dass es an dem Ort überhaupt keine Elefanten gäbe. Darauf der Klatschende: „Na, also! Sehen Sie!“


Die Thesen des Buches hatte ich irgendwo zwischen „ganz nett“ und „ziemlich kurios“ abgespeichert. Wirklich zur Anwendung kamen sie für mich erst auf einer Reise durch Nepal. Beispielsweise als die Inhaberin eines Gasthauses beim Kochen Reis auf das Fensterbrett legte, um den Hindu-Gott Shiva zu erfreuen.


Ein Kapitel heißt: „Ist die Wirklichkeit wirklich wirklich?“ Die Ironie dieses Satzes ist tragendes Prinzip des Buches. Wie sollte man auch anders mit diesem Thema umgehen? Wirklich wirklich ist aber wirklich der Spaß, den man beim Lesen hat. Zumindest in meiner Wirklichkeit.


Rebecca Ciesielski, 22 Jahre

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