Lebenswege: „The Call“ ist ein englischsprachiges Bühnenstück des Platypus Theaters für Schüler ab der 9. Klasse, die sich entscheiden müssen, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen. Joe, die Hauptfigur, möchte nach einer sehr populistischen Infoveranstaltung eines rockenden Geistlichen Priester werden. Seine Mutter ist gleichzeitig schockiert und begeistert. Joes Freundin ist zutiefst verstört über dessen Entscheidung für ein Leben im Zölibat, und sein bester Freund Mark versteht die Welt nicht mehr. Trotzdem zieht Joe die Sache durch und geht zum Priesterseminar – ob aus Mangel an anderen Ideen für seine Zukunft oder aus tiefster Gläubigkeit, ist nicht ganz nachvollziehbar. Überhaupt fehlt dem Stück ein wenig der Realitätsbezug. Obwohl man sich mit ein bisschen Abstraktionsvermögen schon an die eigenen Schwierigkeiten beim Wählen eines Lebenswegs erinnern kann, rief die Handlung beim Publikum eher Befremden hervor. Es wäre besser gewesen, einen Protagonisten zu schaffen, mit dem sich Jugendliche tatsächlich identifizieren können. Mit diesem Stück ist es wie mit vielen für den Schulunterricht konzipierten Dramen: Es trieft vor Moral und Lebensweisheiten und wirkt veraltet.
Fazit: Einer von drei Sternen – die Musik war gut.
Aufführungstermine unter www.platypus-theater.de
Marie-Thérèse Harasim, 21 Jahre