Anke Salmer (17) aus Pankow will wissen: „Wir müssen in der Schule so viele Bücher lesen, weil die Botschaften darin offenbar sehr, sehr wichtig sind.Haben Sie in Ihrer Jugend Bücher gelesen, deren Lehren Sie bis heute wichtig finden?“
Herr Höff antwortet: In meiner Jugend habe ich eigentlich nur zur Unterhaltung gelesen. Trotzdem sind manche Themen als ungelöste Fragen ins Unterbewusstsein abgetaucht und mir erst wieder bewusst geworden, nachdem ich viel später in ernsthafterer Lektüre Lösungsansätze für diese vergessenen Fragen gefunden hatte.
Besonders aufschlussreich fand ich das Buch mit dem Bühnenstück „Die Fliegen“ von Jean-Paul Sartre. In dem Stück zieht Protagonist Orest mit einem Lehrer ziellos durch die Welt. Die oberste Maxime des Lehrers ist es, überall Zuschauer zu sein und sich nicht an irgendetwas zu binden, um immer frei zu bleiben. Als sie unerkannt in die Geburtsstadt Orests kommen und die Herrschaft des Ägist erleben, der einst Orests Vater, den König, tötete und die fehlende Legitimität seiner Macht durch dumpfe Repression ersetzt, will Orest dem Spuk ein Ende setzen. Da tritt Jupiter auf und verlangt von Orest, ihn als oberste Autorität zu akzeptieren und die Herrschaft des Ägist nicht anzutasten. Doch Orest widersetzt sich und tötet den Ägist. Er erkennt, dass es keine Ordnung gibt, der er zwangsläufig verpflichtet wäre. Und er stellt klar, dass er seine Tat keinesfalls ungeschehen machen will, sondern sich mit ihr identifiziert und bereit ist, sie vor jeder Instanz zu verantworten.
Verantworten muss man allerdings nicht nur die frei gewählte Tat, sondern auch das Gegenteil, die Unterordnung unter nicht selbst bestimmte Handlungsprinzipien und die Ausführung von Befehlen. Man kann seiner Freiheit also nicht entkommen, indem man handelt, wie man soll, weil man auch das verantworten muss.
Dein Manfred
Wer sind eigentlich diese Alter Egos, die mit der Kraft der zwei Erfahrungsschätze, in allen Lebenslagen Rat wissen? Frau Haube und Herr Höff haben sich 2010 in unserem Superoma- und Superopa-Casting durchgesetzt und beantworten seitdem eure Fragen. (Habt ihr eine? Schreibt uns unter blz-jugendredaktion@berliner-zeitung.de)
Hier könnt ihr sie kennenlernen, Film ab:
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