Der Berliner Künstler Fil über Haie, Tauben, Bürgerlichkeit, Briefmarken, Punks, Comics, Jobs und vieles mehr
Fil, dein aktuelles Programm heißt „Tauben – Delfine der Lüfte“. Bisher sah man dich vor allem mit einem Hai namens Sharkey. An einen offen- bar großen Tierfreund deshalb die Frage: Hast du ein Lieblingstier?
Katzen. Die können einem nichts tun. Außerdem hatte ich als Kind eine. Allerdings muss ich ergänzen, dass Sharkey und ich uns getrennt haben. Sharkey hat jetzt nur noch eine Solo- Show im Mehringhof-Theater.
Unüberbrückbare künstlerische Differenzen?
Das kann man sagen. Ich wollte etwas anderes machen, ohne Sharkey.
Was denn?
In meinem aktuellen Programm geht es um Berlin. Es gibt zum Beispiel den Prenzlauer Berg-Blues über einen Jungen vom Land, der gern Dienstmädchen werden möchte, womit sein Vater nicht einverstanden ist.
Wo schnappst du die Alltagsdialoge auf, die du parodierst?
Diese spezielle Art von Humor hat wohl damit zu tun, wie ich aufgewachsen bin. Ich bin im Märkischen Viertel groß geworden, eine wirklich harte Gegend, komme aber selber aus einem recht bürgerlichen Elternhaus. Da ist Humor wichtig.
Bitte ein Beispiel!
Na gut: Ich wurde mit fünf Jahren eingeschult. Viele Jungs in unserer Gegend sind hingegen sitzen geblieben. Ich saß also in der siebten Klasse als schmächtiger Briefmarkensammler zwischen 14-jährigen Schlägertypen. Da musste man lustig sein, wenn man Sympathien gewinnen wollte.
Später warst du Punker. Wie ist dem Briefmarkensammler das gelungen?
Ich hatte mit zwölf Jahren einen schlimmen Unfall und konnte deshalb fast ein Jahr nicht in die Schule gehen. Als ich dann wiederkam, hatte ich die Möglichkeit, mich neu zu erfinden.
Und bist dann irgendwann zum Comiczeichner und Komiker geworden.
Comics habe ich schon immer gezeichnet. Außerdem trat ich auf Kleinkunstbühnen auf. Eines Tages traf ich einen der Hernandez Brothers – ein mexikanisches Comiczeichner-Duo. Ich fragte ihn, wie er es schaffe, alle drei Monate ein tolles Comic-Album zu veröffentlichen. Er antwortete, er müsse einfach, um seine Familie ernähren zu können. Daraufhin habe ich meinen damaligen Job gekündigt und nur noch gemacht, was mir Spaß machte. Seitdem rate ich Jugendlichen, es genauso zu machen.
Interview: Vivian Yurdakul, 21 Jahre
„Tauben – Delfine der Lüfte“: 12. und 13. August in der Ufa Fabrik, Open Air Bühne im Sommergarten, Viktoriastraße 10-18, Tempelhof. Eintritt: 19, ermäßigt 16 Euro.