von Rebecca Ciesielski, 19 Jahre
Manche Songs passen überhaupt nicht zum Sommer. Songs wie „Death“ von den „White Lies“, der für sich beansprucht, eine Grundsatzfrage des Lebens in Musik zu übersetzen: Das Lied ist vertonte Vergänglichkeit.
Soweit die Theorie. Für mich war dieses Lied mein Sommerhit 2010.
Zweimal hatte ich im vergangenen Jahr versucht, die „White Lies“ live zu sehen. Am Abend des eigentlichen Konzerts wurden wir sofort nach Hause geschickt. Beim Ersatztermin dann spielte die Band vier Lieder und verließ wieder die Bühne. Schuld war beide Male die angeschlagene Stimme des Sängers – chronische Kehlkopfentzündung.
Danach war der Liedzauber für mich eigentlich verflogen. Solche Songs können innerlich ausleiern. Und nach derartigem Formverlust überhaupt keine Gefühle mehr ansprechen. Somit hatte sich „Death“ längst aus meinen persönlichen Charts verabschiedet, als ich auf dem Hurricane-Festival 2010 endlich einen vollständigen Auftritt der „White Lies“ sah. Dicht gedrängt standen wir vor der Bühne in der prallen Sommersonne. Als „Death“ gespielt wurde, setzte ich mich spontan auf die Schultern eines flüchtigen Bekannten. Das war Festivalstimmung pur und hat der Liedzeile „I wonder when I’ll hit the ground“ einen ganz konkreten Anstrich verliehen. Diese Situation hat das Lied für mich rehabilitiert.
Der Song passt überhaupt nicht zum Sommer, und trotzdem fühlt er sich sommerlich an. Paradoxerweise ist „Death“ im Grunde eine Hommage an das Leben und die Liebe. Und dazu passt diese Jahreszeit schließlich am besten.