Visionen im Realitätscheck: „Politik kann nie Kultur, 
Kultur aber Politik bestimmen“

Performance, um Politik zu bestimmen: Christoph Schlingensief wollte 1998 mit sechs Millionen Arbeitslosen im Wolfgangsee baden, um das Grundstück Helmut Kohls zu überschwemmen. Nicht nur der Wasserstand regte sich nicht. (Foto: dpa)

„Politik kann nie Kultur, 
Kultur aber Politik bestimmen.“

Theodor Heuss (1884-1963) war von 1949 bis 1959 der erste Bundespräsident der BRD.

Zugegeben, es handelt sich hierbei weniger um eine Vision, als um einen Appell an die Kultur, ihre Verantwortung als Kritiker wahrzunehmen und nicht nur ein ästhetisches und amüsierendes Element der Gesellschaft zu sein. Letztlich deutet die Relevanz von Kunst und Kultur innerhalb eines Staates auch immer auf dessen Zustand hin. Dennoch lässt sich hier ein Realitätscheck vollziehen: Hatte Theodor Heuss recht, kann Politik nie Kultur bestimmen?

Der Versuch, Kunst und Kultur für politische Ziele zu instrumentalisieren, ist eine Konstante der Geschichte. Sei es im Dritten Reich durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda oder heute durch den gezielten Einsatz von subkulturellem Lifestyle und Musik, um Jugendliche für ein Engagement in neofaschistischen Kreisen zu ködern. Der Versuch ist oft genug geglückt.

Jedoch hat sich die Kultur immer gewehrt. Brecht agierte aus dem Exil mit seinem epischen Theater gegen das NS-Regime. Und heute positionieren sich Initiativen wie „I Can’t Relax In Deutschland“, die unter anderem von Tocotronic und Muff Potter unterstützt wird, gegen rechtsextreme Tendenzen in der Popkultur.

Gerade in Krisenzeiten erfährt Kultur Bedeutung – durch sie findet die Bevölkerung einen Katalysator für ihre Kritik. Nicht umsonst hatten Kulturschaffende eine tragende Rolle- beim Umsturz der DDR und bestimmten erfolgreich Politik mit Kultur.

(Maximilian Hennig, 18 Jahre)

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