Lampenfiebersüchtig

Beim Projekt „coo-too-coo“ helfen Künstler Jugendlichen beim Einstieg ins Kulturgeschäft

Mit der richtigen Unterstützung steht man schnell auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Foto: coo too coo

Es ist eine Ehre, mit ihm eine Bühne zu teilen.“ Wenn Tayfun vom Sido-Konzert am kommenden Sonnabend redet, klingt er wie ein professioneller Musiker. Das ist durchaus legitim, denn sein Freund Yahya, ein paar andere Musikbegeisterte und er werden als Vorgruppe des Rappers das Publikum zum Kochen bringen. Tayfun, Yahya und die anderen sind Teilnehmer des Projekts „coo-toocoo“, das Jugendlichen die Chance bietet, sich in verschiedenen Kulturbereichen auszuprobieren. Seit er dort mitmache, sei er lampenfiebersüchtig, schwört Tayfun. Und möchte die Bühne beruflich erobern.

Ob Streetdance und Hip-Hop, Theater und Schauspiel oder Musikproduktion und Veranstaltungsorganisation – bei „coo-too-coo“ können Jugendliche, begleitet von professionellen Künstlern, eigene Ideen entwickeln und umsetzen und einen Einblick in das jeweilige Berufsfeld bekommen. Dabei geht es auch darum, eigene Talente und berufliche Chancen zu erkennen. Und die Künstler helfen bei Bewerbungen und der Vermittlung von Praktika. „Plötzlich werden die Jugendlichen wach“, erzählt Birgit Mathissen, die mit ihrer Kollegin Monika Richter das Projekt seit Mitte 2009 als Pädagogin in zwei Neuköllner Kiezen begleitet. „In unserem Bildungssystem ist kulturelle Bildung oft zweitrangig“, fügt Monika Richter hinzu. „Jugendliche können sich in diesen Bereichen zu selten beweisen.

Genau darum geht es Tayfun und Yahya, die auf der Bühne „Keslan & Mazer“ heißen, im Moment. Fragt man die beiden nach ihren Vorbildern, nennen sie Culcha Candela und Peter Fox. Und natürlich Sido. „Der macht noch echten Hip-Hop“, sagt Tayfun alias „Keslan“. Ihre eigene Musikrichtung nennen sie Hip- Pop, und begonnen haben sie „ganz klassisch“, wie Yahya sagt, mit Headset am heimischen Computer. Nach einiger Zeit in den Hinterräumen türkischer Cafés stießen sie schließlich zum „coo-too-coo“-Projekt ins Jukuz in der Wutzkyallee. „Dort haben wir ein richtiges Tonstudio und lernen, was es bedeutet, eine CD rauszubringen“, sagt Yahya. „Youth on Fire“ heißt das Album, und Tayfun und Yahya haben jeden Schritt des Produktionsprozesses selbst bewältigt.

Auch Laura reizt es, sich auf der Bühne auszudrücken – künstlerisch zu erzählen, „was einem im Kopf rumfliegt“. Aber Laura nutzt dazu vor allem ihre Mimik und Gestik. „Wenn ihr spielen wollt, müsst ihr wissen, was euer Körper da auf der Bühne macht“, erklärt Dirk Böhme vom Theater Strahl. Dass sie das schon ziemlich genau spüren, beweisen die jungen Schauspieler bei der Probe. Mit dem Betreten der Bühne verschränkt die sonst eher ruhige Laura auf einmal trotzig die Arme. Für sie sei „coo-too-coo“ eine tolle Alternative zur teuren Schauspielschule, sagt die 15-Jährige. Eine Zukunft auf der Bühne könne sie sich nämlich gut vorstellen. Genau wie „Keslan & Mazer“, die am Sonnabend auf musikalische Weise bestimmt viel von dem zu erzählen haben, „was ihnen im Kopf rumfliegt“, wenn sie mit ihrem Vorbild Sido eine Bühne teilen. (Mareike Dottschadis, 19 Jahre)

Übrigens: Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren, die Lust haben, mit „cootoo- coo“ Berufsfelder in der Kultur kennenzulernen, melden sich unter Tel. 3 47 47 25 90. Nach den Sommerferien geht das Projekt in die nächste Runde.

Mehr Infos findet ihr unter www.coo-too-coo.de

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Kategorien Kultur Theater

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