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Jung. Deutsch. Rechts, äh, besorgt? 11 Prozent der unter 30-Jährigen wählen AFD

Am Tag nach den Wahlen gibt es viel Gesprächsstoff. Für unsere Jugendautorin stellt sich auch die Frage, warum mehr als ein Zehntel der Wähler unter 30 ihre Stimme der AFD gegeben haben. Ein Kommentar.

Von Tanja Ransom

Es ist wohl ein bisschen so wie bei der US-Wahl. Was die Bundestagswahl mit sich bringen könnte, haben viele geahnt. Entsetzt dürfte der ein oder andere gestern Abend dennoch gewesen sein. Die AFD zieht in den Bundestag ein. Und das nicht etwa gerade so, mit Ach und Krach und Zähneknirschen, sondern mit knapp 13 Prozent, als drittstärkste Partei hinter der Union und der SPD, die beide hohe Verluste zu beklagen haben.

Nun verhielt es sich ja seinerzeit bei der US-Wahl so, dass es diesen schwachen, weil allzu simpel gestrickten Trost gab: Trump sei ein Präsident der Alten. Gewählt von einem Stereotyp, dem „fiesen (latent-)rassistischen weißen Mann mittleren Alters“. Die jungen US-Amerikaner hingegen seien weltoffen.

Nun. Diesen schwachen, weil verführerisch einfachen Trost haben wir heute nicht. Denn Rechtspopulismus funktioniert hierzulande auch bei der jüngeren Generation. Zwar wählten laut der Forschungsgruppe Wahl vor allem Menschen zwischen 30 und 59 Jahren die AFD. Doch auch ganze 11 Prozent der Wähler unter 30 setzten ihr zweites Kreuz bei der Alternative für Deutschland.

So haben junge Menschen in Deutschland gewählt

Lediglich ein Viertel den unter 30-Jährigen wählten die Union, nochmal 5 Prozent weniger als das ohnehin maue Gesamtergebnis der CDU und CSU (33 Prozent). Die SPD hingegen erreicht bei den Jungen 19,5 Prozent – was fast dem Gesamtergebnis von 20,5 Prozent entspricht. Ginge es nach den Jungwählern, wäre die FDP mit 13 Prozent die drittstärkste Partei im Bundestag – auch im Gesamtergebnis sind die 18- bis 29-Jährigen die stärkste Wählergruppe der Freien Demokraten. Die Linke landet mit 10 Prozent (gesamt 9,2 Prozent) hinter den Grünen (8,9 Prozent) und der AFD (12,6 Prozent), die bei jungen Wählen beide jeweils 11 Prozent der Stimmen für sich gewinnen konnten.

Dennoch wäre es zynisch zu sagen, dass sich genauso viele junge Deutsche für Menschenrechte und Klimaschutz starkmachen wie für die „Rettung des Deutschen“ vor Überfremdung und Diskriminierung. Denn so einfach sind die Hintergründe der Wahlergebnisse natürlich auch hier nicht.

Seit Monaten hören wir es, nun wird es Zeit. Zeit, dass die Regierung die „Sorgen“ und auch die besorgniserregende Wahl junger Bürger aufgreift, ernst nimmt und vor allem handelt.

Keine leichte Aufgabe, zumal heute, nur einen Tag nach der Wahl, neben den Altparteien selbst die eben noch triumphierende AFD mit Problemen zu kämpfen hat: Denn während am Alexanderplatz noch die Scherben zerschlagener Flaschen der gestrigen Anti-AFD-Demo zusammengefegt werden, splittert der Alternative für Deutschland live während der Bundespressekonferenz die Parteispitze ab. Frauke Petry verkündet – in gewohnt inszenierter Manier -, dass sie zwar in den Bundestag einzieht, aber nicht als Mitglied der AFD. Nun ja. Die letzten Stunden haben immer wieder eindrucksvoll gezeigt: Shit happens.

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