Demo für Alle
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„Demo für Alle“ endet in Berlin: LGBTQI* ist keine Kriegserklärung!

Am Freitag kam die „Demo für Alle“ nach Berlin, die gegen Homosexualität und Transidentitäten mobilisierte. Eine Gegenmobilisierung.

Henriette Teske

Es scheint auf den ersten Blick, als hätte die BSR eine neue Kollektion an Witzen herausgebracht, diesmal nicht auf Mülleimern, sondern auf Bussen. Farbton passt. Auf den zweiten Blick stellt sich jedoch heraus, dass hier kein harmloser „Kippendiener“ durch das Bundesgebiet tourt, sondern eine Kampagne, die so absurd ist, dass mir die Gegenargumente im Hals stecken bleiben.

Homophobes Geknister kündigte sich schon an, als die Ehe für Alle beschlossen wurde. Und jetzt gibt es auch noch einen Aktionsplan des Landes Hessen, der sich für die Akzeptanz von Menschen einsetzen will, die lesbisch, schwul, bi-, trans- und inter*sexuell sind. Darin wird ausgeführt, dass Ablehnungen gegen Lebensformen, die nicht in das Mutti-Vati-Kind-Schema passen, auch durch Aufklärung in den Schulen stattfinden muss. Dass im Sexualkundeunterricht auch darüber gesprochen werden muss, dass sich nicht alle mit dem Geschlecht identifizieren können, mit dem sie geboren wurden. Und dass Liebe und Sex zwischen Menschen einfach schön ist – egal welches Geschlecht. Soweit, so gut.

Oder auch gar nicht gut, findet Hedwig von Beverförde mit ihren „Demo für alle“-Teilnehmern (An diesem Text wird die weibliche Form weggelassen, um sich dem Vorwurf des „Genderwahns“ zu entziehen). Das Motto der Demo lautet „Elternrecht achten – Indoktrinierende Sexualerziehung sofort stoppen“, womit die Ablehnung von Regenbogenfamilien und Transpersonen hinter der vermeintlichen Sorge vor verfrühter und das Kindeswohl gefährdender Sexualerziehung in der Schule versteckt wird.

Woher kommt eure Verunsicherung?

Nachdem die knatschorange Kolonne einen zehntätigen Trip quer durch Deutschland unternommen hat, endete der Ausflug am Freitag um 15 Uhr in Berlin vor dem Kanzleramt. Willkommen in der Hauptstadt von absurden Sprüchen auf buntem Untergrund. Aber was steht dort eigentlich? Abgebildet sind die Vorstellungen der Veranstalter von Mädchen und Jungen, Ehen und Familien. Und darunter der Aufruf: „Lasst euch nicht verunsichern!“

Verunsichern? Wer ist hier verunsichert? Ich sage euch mal, wer hier jahrelang, immer wieder und immer noch verunsichert ist: Menschen, die nicht so angenommen werden wie sie sind, denen eingeredet wird, es sei nicht in Ordnung wen sie lieben, wie sie aussehen, womit sie sich identifizieren. Die kleingemacht, ausgelacht und abstempelt werden.

Liebe „Demo für alle“, die Tatsache, dass wir, die sich als LGBTQI* definieren, heiraten wollen, im Unterricht thematisiert werden wollen und einfach als Teil der Normalität wahrgenommen werden wollen, ist keine Kriegserklärung. Niemand möchte euch durcheinander bringen und euch die Hetero-Ehe oder die Identifikation mit dem biologischen Geschlecht wegnehmen. Also woher bitte kommt eure Verunsicherung?

Der „Bus der Meinungsfreiheit“ der „Demo für Alle“ tourte durch zehn Städte Deutschlands. Am heutigen Freitag endete die Tour in Berlin, wo eine Petition übergeben wurde, die sich gegen die kürzlich beschlossene Öffnung der Ehe für alle ausspricht.

Foto: Demo für Alle

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