Warum es die einzig richtige Entscheidung ist, Circus HalliGalli einzustellen

Diese Nachricht dürfte die Fernsehwelt überrascht haben: Im Juni ist Schluss mit Circus Halligalli. In einem Video offenbarten Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf ihren Fans die Entscheidung. „Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören“ – so die Begründung. Sie hätten von Anfang an gewusst, dass eine solche Sendung nur eine gewisse Zeit funktionieren würde.

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Und so soll nun, nach acht Jahren, Schluss sein. Richtig, die erste Folge Circus Halligalli wurde erst vor ziemlich exakt vier Jahren ausgestrahlt. Aber das war längst nicht das erste Joko-Klaas-Projekt. Wir erinnern uns: Gestartet sind die beiden vor acht Jahren mit „MTV Home“ auf dem gleichnamigen Musiksender. Mit ihrem Team entwickelten Joko und Klaas beliebte Showformate, um ihre Rivalität offen auszuleben. Von „Porno-Ping-Pong“ über „Aushalten“ bis „Wenn ich du wäre…“ tobten sich die jungen Fernsehmacher hier frei aus. Wie Klaas selber sagt: „Hatten wir das Glück, immer Sender zu haben, die uns einfach machen lassen haben.“

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Mit viel Ironie veralberten und feierten sie zugleich die Fernsehwelt. Aktionen wie „Anbaden“ bei Eistemperaturen, die jährlich wiederholt wurden, machten uns die Jungs immer sympathischer. Innerhalb kurzer Zeit schafften sie es, fester Bestandteil des Gesprächsstoffes auf deutschen Pausenhöfen zu werden.

2011 war dann abrupt Schluss bei MTV. Die Sendung wurde eingestellt – eine ähnliche Sendung war bereits in Planung.

Unter dem Titel NeoParadise startete auf ZDF Neo eine Neuauflage des Formats mit Joko und Klaas. Klaas saß wieder an einem Schreibtisch während Joko auf einem Sofa Platz nahm. Als Sidekick gesellte sich hier jedoch, anstelle von Palina Rojinski, Oma Violetta zu den beiden. Einige Rubriken bekamen neue Namen, blieben aber die gleichen: Aus „Wenn ich du wäre…“ wurde „Wenn ich Sie wäre…“, aus „Aushalten“ wurde „Bis einer heult“.

Auch Olli Schulz wurde durch „NeoParadise“ erstmals einer größeren Öffentlichkeit bekannt. In seiner kleinen Rubrik „Erotik aus Deutschland“ trug er selbstgeschriebene Gedichte vor, durchzogen von Anstößigkeiten und Ironie. Schnell wurde Schulz‘ Humor-Potenzial deutlich und wurde regelmäßig in Aktionen der beiden Moderatoren einbezogen. Und ja, in dieser Sendung wurde auch jener legendäre Beitrag produziert, in dem Joko, Klaas und Olli einen Ausflug in den Heidepark machen.

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2012 hoben Joko und Klaas ihre Rivalität auf ein neues Level. Auf ProSieben lief die Show „Joko und Klaas – Das Duell um die Welt“ an, in der es darum geht, sich gegenseitig mit waghalsigen bis lebensgefährlichen Aufgaben rund um den Globus zu jagen. Während „NeoParadise“ nur selten mehr als 100.000 Zuschauer verzeichnete, erreichte die Samstagabendshow auf ProSieben mehrere Millionen Zuschauer. Der exklusive Wechsel zu ProSieben wurde besiegelt. 2013 lief die letzte Sendung auf ZDF neo.

Im gleichen Jahr startete schließlich Circus Halligalli. Zu Beginn der Sendung versprach Klaas den Zuschauern „festlich inszenierten Trash“ und „substanziellen Schwachsinn“. Das Konzept der vergangenen zwei Shows sollte mit Circus Halligalli in einem vergrößerten Rahmen umgesetzt werden. Mit deutlich mehr Budget versuchten sie bei ProSieben all ihre Ideen umzusetzen. Leider blieb dabei die Nähe zum Zuschauer, wie wir sie von NeoParadise kannten, gelegentlich auf der Strecke.

Im Juni soll nun Schluss sein. Diese Entscheidung ist nicht nur bemerkenswert, sondern auch richtig. Stefan Raabs TV Total hat eindrücklich gezeigt, wie Routine ein Format zerstört. Der Witz, das Überraschungsmoment, das Außergewöhnliches schwinden. Alles schon mal gesagt. Alles schon mal gemacht. Wiederholungen schleichen sich ein, ob man will oder nicht. Lieber gehen und kurz eine Lücke hinterlassen statt Seufzer der Erleichterung beim Abgang zu hören.

Circus Halligalli hatte seine Zeit.

Und für eben diese gilt es den Herren zu danken. Sie brachten uns zum Lachen und ekelten uns an wie kaum andere. Wir durften Fernsehgrößen sehen, von denen Raab seinerzeit nur träumen konnte. Ohne sie wären zweifelsohne viele Jugendliche längst gänzlich zu Netflix und Co. abgewandert. Mit viel Liebe zum Detail und dem Kampf um erdachte Weltmeistertitel oder ähnlich Banales begeisterten sie uns immer wieder. Sie haben gezeigt, dass Entertainment am besten funktioniert, wenn man sich selber nicht so ernst nimmt und man manchmal auch einem schlechten Scherz eine Chance geben sollte. Wer hätte uns sonst beweisen sollen, dass man auch mit einem einfachen Pupsspray eine ganze Sendung füllen kann?

Es ist ein schmerzlicher wenngleich notwendiger Abschied, aber kein endgültiger. Ein paar der bekannten Rubriken sollen zu Samstagabendshows umfunktioniert werden. Sie werden funktionieren, eine Weile, bis auch ihre Zeit abgelaufen ist.

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Foto: Jörg Carstensen/dpa

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Kategorien Film & Fernsehen Klartext Medien

„Ich träume von Dingen, die es noch nie gegeben hat und frage mich: Warum nicht?“ Das sagte Robert F. Kennedy einmal. Genau so würde auch ich meine Einstellung erklären. Ich mag es, Dinge von neuen Seiten zu denken. Ich habe mit 15 Jahren ein Buch geschrieben und mit 18 Jahren eine eigene Partei gegründet. Meine große Leidenschaft ist die Moderation – die ich in verschiedenen Formaten auslebe. Jetzt, 22 Jahre alt, bin ich unter die Journalisten gegangen und schreibe über das, was ich gerade erlebe und über das, was mir wichtig ist.