Alice Schwarzer im Januar 2017 in der „Emma“-Redaktion in Köln. Foto: Henning Kaiser/dpa

40 Jahre „Emma“, 40 Jahre Schwarzer: Deutschland braucht einen jungen Feminismus

Unsere Autorin wünscht sich einen jungen, frischen Feminismus in Deutschland. Ein Kommentar

Von Cana Durmusoglu, 20 Jahre

Alice Schwarzer, Gründerin, Verlegerin und Chefredakteurin der bekannten feministischen und gerade 40 Jahre alt gewordenen Zeitschrift „Emma“ hat das Gesicht des Feminismus in Deutschland maßgeblich geprägt. Und das hat diesem nicht gutgetan. Schwarzer stilisiert sich gerne zur Leitfigur und Ikone der deutschen Frauenbewegung und lieferte sich schon des Öfteren heftige öffentliche Auseinandersetzungen mit jedem; gerne auch mit modernen Feministinnen einer neuen Generation, die ihr diesen Platz streitig machen wollten. Dieser neue Feminismus, den Schwarzer wohl gleichermaßen verabscheut wie fürchtet, versteht sich selbst nämlich als solidarischer Zusammenschluss aller von einer patriarchalischen und mehrheitlich weißen Gesellschaft systematisch unterdrückten Menschen. Er teilt die Welt nicht mehr in die beiden heteronormativen Geschlechterrollen ein und tritt sehr viel souveräner und häufig auch witziger auf, als Schwarzers One-Woman-Show.

Alice Schwarzer im Januar 2017 in der „Emma“-Redaktion in Köln. Foto: Henning Kaiser/dpa

Sie sieht ihre Aufgabe anscheinend eher darin, die „deutsche Frau“ vor muslimischen Männern zu retten – und spielt der neuen Rechten damit in die Karten. So warnt Schwarzer in ihrem spekulativen Buch „Der Schock – Die Silvesternacht von Köln“ so absolut pauschalisierend vor „Nordafrikanern oder Arabern, also Muslimen“ beziehungsweise „fanatischen Anhängern des Scharia-Islam“ – scheinbar alles dasselbe –, dass ihr auch der fanatischste AfD-Funktionär nur noch wohlwollend auf die Schulter klopfen möchte.

Dass es Alice Schwarzer schon seit Langem nicht mehr wirklich um irgendwelche Ideale gehen kann, beweist nicht nur ein Schwarzgeldkonto in der Schweiz, sondern auch ihr Engagement für die „Bild“-Zeitung – sozusagen das Leitmedium des Pa­triarchats – während des Kachelmann-Prozesses. Auch mit ihren ziemlich verknöchert wirkenden Kampagnen gegen Prostitution und Pornografie bedient die „Emma“-Herausgeberin wohl eher konservative Moralvorstellungen.

Es gibt viele tolle, junge Feministinnen in Deutschland, die der Bewegung neues Leben einhauchen wollen und können. Stoßt Alice Schwarzer endlich vom Thron!

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