Angela Merkel

Angela Merkels erneute Kandidatur befeuert jugendliche Politikverdrossenheit

Alma befürchtet, Merkels erneute Kandidatur könnte die Politikverdrossenheit befeuern. Ein Kommentar

Angela Merkel will es noch mal wissen. Sie hat sich erneut für eine Kanzlerkandidatur entschieden. 2005 wurde sie erstmals Regierungschefin. Das war ein Jahr nach meiner Einschulung. Gerhard Schröder ist für mich folglich kein Name, mit dem ich wirklich etwas verbinden kann. Die Welt, die ich kenne, dreht sich um meine Heimat Berlin mitten im von Merkel gelenkten Deutschland.

Dass eine Frau regiert, empfand ich stets als normal. Erst mit den Jahren begann ich die Komplexität der Welt zu erahnen. Mein kindliches Fassungsvermögen gaukelte mir lange vor, Frieden, Bildung und Freiheit seien selbstverständlich. Ich musste erst lernen, was Krieg und Terrorismus sind, dass Diskriminierung alltäglich ist und welche Botschaft sich hinter dem Satz „Iss deinen Teller auf und sei dankbar dafür“ verbirgt. Obwohl all diese Probleme zur Realität gehören, kam es mir stets vor, als würde ich sie nur aus der Perspektive eines Zuschauers betrachten. Der Grund dafür ist Angela Merkel. Sie tritt in der Öffentlichkeit sachlich und nüchtern auf, suggeriert Sicherheit und Optimismus. Viele verlassen sich auf sie. Genau das ist das Problem. Was bedeutet denn die erneute Kandidatur für all die Jugendlichen wie mich? Dass wir uns weiter auf Gewohntes verlassen können. Vielleicht sind wir erleichtert, dass alles bleiben wird wie bisher. Dann müssen wir uns nicht mit den gegenwärtigen Problemen beschäftigen, Mutti macht das schon.

Haben junge Erwachsene überhaupt die Chance, sich zu Bürgern zu entwickeln, die Politik als etwas erkennen, das ständig in Bewegung ist und vom Engagement jedes Einzelnen lebt? Es ist an der Zeit, zu verstehen, dass das Deutschland, wie ich es bisher politisch kennengelernt habe, nur eine Variante ist. Es ist an der Zeit, einen Perspektivwechsel zu wagen, dem Populismus zu trotzen und über neue Möglichkeiten nachzudenken!

Foto: dpa

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Kategorien Klartext Mitmischen Politik

Ich bin einfach nur Alma, 19, Abiturientin und immer auf der Suche nach etwas Neuem. 
In der Jugendredaktion bin ich seit Dezember 2015, weil es für mich am spannendsten ist, die Welt aus möglich vielen Perspektiven zu betrachten und dann in Worte zu fassen.