Foto: Rolf Vennenbernd/dpa (c) dpa - Nachrichten für Kinder

Anpfiff erst zur zweiten Stunde

Am vergangenen Montag und Freitag dürfte es so einigen Schülern nicht leicht gefallen sein, in der ersten Unterrichtsstunde aufmerksam dem Monolog des Lehrers zu folgen. Schuld daran ist die deutsche Nationalelf, die ihr erstes Spiel in der Europameisterschaft gegen die Ukraine 2 : 0 gewann und gegen Polen 0 : 0 spielten.

Das Land Baden-Württemberg versucht, sich nun mit der Fußballbegeisterung der Schüler zu arrangieren. Weil sich die EM-Spiele mit Verlängerung gerne bis 23 Uhr hinauszögern, darf nun jede Schule selbst entscheiden, ob der Stundenplan eingehalten wird. Ein späterer Stundenbeginn ist erlaubt. Der Lehrerverband Bildung und Erziehung sieht diese Entscheidung kritisch. Zwar müsse man Verständnis zeigen für schlaftrunkene Kollegen und Schüler, doch dürfe nicht vergessen werden, dass gerade Noten-Endspurt ist. Es lässt sich natürlich darüber streiten, wie wichtig die EM für einen Schüler ist – im Vergleich zum Schulstoff. Letzterer sollte auch während der kommenden Wochen auf Position eins bleiben und nicht verdrängt werden vom Anfeuern eines Schweinsteigers, der in letzter Minute ein Tor schießt. Bei der nächsten Klassenarbeit wird für einen ja auch keiner in den letzten Minuten eingewechselt, der Algebra vielleicht besser verstanden hat.

Aniko wünscht sich einen späteren Schulbeginn während der EM. Foto: Gerd Metzner
Aniko wünscht sich einen späteren Schulbeginn während der EM. Foto: Gerd Metzner

Dennoch: Fußball begeistert, Fußball ist spannend, Fußball bringt uns zusammen. Besonders Letzteres ist ein Argument dafür, gerade kurz vor den Sommerferien, wenn die Noten schon so gut wie feststehen, den Ball etwas langsamer rollen zu lassen. Grundschüler sind auf Klassenfahrt oder Wandertagen. Die Oberschüler haben frei aufgrund von Abitur- und MSA-Prüfungen. Und die Abiturienten warten ohnehin nur noch auf ihr Zeugnis. Vielleicht sollte auch der Berliner Senat über eine Sonderregelung nach dem Vorbild Baden-Württembergs nachdenken.

Zum Glück gibt es ja eine Halbzeitpause, in der die Hausaufgaben gelöst werden können. Und vielleicht findet sich ja sogar auf der Fanmeile ein netter Mitgucker, der einem dabei hilft.

Was ist wichtiger: die Spiele der EM zu sehen oder zur ersten Unterrichtsstunde ausgeschlafen zu sein? Diskutiert mit uns auf spreewild.de.

 

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90er-Kid, Bücherwurm, Weltenbummler. Ich liebe Musik und das geschriebene Wort. Letzteres kann man von mir seit 2012 hier lesen. Meine große Leidenschaft gilt dem Theater, das mich mehr als alles andere fasziniert. Wenn ich durch die Straßen Berlins laufe, kommt mir das Leben vor wie eine Aneinanderreihung vieler kleiner Inszenierungen, deren Geschichten alle festgehalten werden wollen. So inspiriert mich unsere Hauptstadt stetig zu neuen Themen für unsere Seite.