Die WHO fürchtet: Rauchen im Film macht die gefährlichen Glimmstängel gesellschaftsfähig – und attraktiv für Jugendliche. Foto: dpa

Glosse: Superhelden-Verbot und Smoothies für den Dude

Bruce Willis hat es getan, Brad Pitt auch, und lange zuvor schon Marlon Brando und Marlene Dietrich: rauchen im Film. Ginge es nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wäre damit bald Schluss. Denn sie befürchten einen negativen Einfluss auf Kinder und Jugendliche und fordern eine höhere Altersfreigabe für Filme, in denen viel geraucht wird. Wie in der Berliner Zeitung berichtet, beruft sich die WHO auf Zahlen, nach denen 2014 etwa sechs Millionen Jugendliche in den USA durch Filme zum Rauchen verleitet wurden. Schockierend! Doch die Forderung der WHO geht längst nicht weit genug. Zigaretten sind nur die Spitze des Eisbergs. Um Minderjährige künftig ausreichend zu schützen, brauchen wir einen Fünf-Punkte-Plan.

Erstens: Safety first, das muss auch für actiongeladene Racing-Filme gelten. Also, Vin, schnall dich gefälligst an, bevor du im nächsten „The Fast and The Furious“-Teil mit deiner Karre unter herumfliegenden Tanklastern durchsaust. So viel Zeit muss sein.

Zweitens: Liebe WHO, wie viele Filme fallen euch spontan ein, in denen kein Alkohol fließt? Wenn sechs Millionen Jugendliche durch Filme mit dem Rauchen anfangen, dann sicher zwei Millionen mit dem täglichen Bier vor der Schule. Das muss nicht sein – Direktsaft sei Dank. Würde der Dude statt White Russians Grünkohl-Sesam-Smoothies trinken, wäre der Film nicht weniger sehenswert. Vermutlich wäre er sogar ansehnlicher, dank der dann jugendlich strahlenden Haut von Jeff Bridges.

Die WHO fürchtet: Rauchen im Film macht die gefährlichen Glimmstängel gesellschaftsfähig – und attraktiv für Jugendliche. Foto: dpa
Die WHO fürchtet: Rauchen im Film macht die gefährlichen Glimmstängel gesellschaftsfähig – und attraktiv für Jugendliche. Foto: dpa

Drittens: „Fifty Shades of Grey“ – geht’s noch? Was ist aus dem guten alten Blümchensex geworden, von dem Oma immer erzählt? Milliarden Sechzehnjährige sind nun der Meinung, eine Augenbinde würde vor der Empfängnis schützen und Fesselspiele würden der Partnerbindung dienen.

Viertens: „Fantastic Four“, „The Avengers“, „Green Lantern“. Was dabei rauskommt? Das kann ich euch sagen. Kevin, der im Superman- Kostüm, eine Faust an der Hüfte, die andere in die Höhe gestreckt, vom Bett springt und sich seinen ersten Zahn ausschlägt – und Eltern, die das Beste daraus machen und das Video bei YouTube hochladen.

Fünftens: Ganz nach oben auf die Verbotsliste gehören jedoch Happy- End-Filme. Keine Liebestragödie, keine Freundschaftskrise, kein Hauptschuldesaster, die nicht doch glücklich enden. Was das aus unseren Kindern macht? Sie halten sich für Gustav Gans und liegen wöchentlich beim Seelenklempner auf der Couch. Was dann noch übrig bleibt? Ganz einfach. Wenn Filme, in denen geraucht wird, Raucher hervorbringen, dann machen die „Rocky“-Filme weltklasse Boxer und „Step Up“ begnadete Tänzer. Oder sieht man da etwa auch jemanden rauchen?

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Kategorien Film & Fernsehen Klartext Medien

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