Foto: Gerd Metzner

Bitte mehr von LeFloid und Merkel

Radosveta Strumenlieva plädiert dafür, dass Touristen über Berlin verteilt werden.

Die Mutter der Nation nimmt sich Zeit für einen Youtuber – das gibt es nicht alle Tage. Bundeskanzlerin Angela Merkel lud vor wenigen Tagen Florian Mundt, besser bekannt als LeFloid, zu sich ins Kanzler­amt ein. Erklärtes Ziel: eine Brücke schlagen zwischen Politik und der Generation Youtube. Bereits vor dem Interview wurde heiß diskutiert, ob das Experiment glücken kann. Seit vergangenem Montag steht LeFloids dreißigminütiges Merkel-Interview online.

Wöchentlich kommentiert der Psychologiestudent und zweifache Gewinner des Deutschen Webvideopreises auf seinem Videoblog LeNews das Weltgeschehen. Mehr als 2,6 Millionen Follower verfolgen, was der 27-Jährige zu sagen hat. Im Merkel-Interview zeigte er sich – mal abgesehen von Basecap, informeller Sitzpose und einem gelegentlichen „sehr cool“ – weniger lässig als gewohnt. Merkel hingegen war schlagfertig und routiniert, aber bemüht, vom Politgespräch abzusehen.
Über mehrere Tage hat die Netz­gemeinde Fragen gesammelt. Neben der Homo-Ehe kamen Themen wie TTIP, die NSA-Abhör­affäre, die Legalisierung von Cannabis oder das Bundes-Abitur zur Sprache. Die Griechenland- und Ukrainekrise bleiben außen vor. Die Quint­essenz des Gesprächs: Die Ehe ist ein Zusammenleben von Mann und Frau. TTIP ist im Grunde gut. Ein klares Nein zur Cannabis-Legalisierung. Der Hass im Internet ist ein Grund zur Sorge.

So vielfältig die Fragen, so gemischt waren die Reaktionen. Übel nehmen kann man es LeFloid nicht, im journalistischen Handwerk etwas unbeholfen zu sein. Ein Interview mit der Bundeskanzlerin zu führen, dazu gehört Mut, selbst für jemanden, der zum Sprachrohr der Jugend geworden ist. Aber konnte Politik jugendnah vermittelt werden? Schaut man auf die Klickzahlen – knapp 2 800 000 – ist die Frage mit einem klaren Ja zu beantworten. Das Video sorgte binnen kürzester Zeit für einen Medienhype.

Wichtiger jedoch ist: LeFloid hat das Potenzial des Social Webs in der Medienszene erkannt. Er hat bewiesen, dass Youtuber durchaus ernst zu nehmen sind und dass junge Medienmacher fraglos auch in der Lage sind, Jugendlichen Politik zu vermitteln.

Damit künftig mehr Politiker im World Wide Web präsent sind, bedarf es junger Blogger und Youtuber, die diese Zukunftsvisionen an die Politik transportieren. Zu hoffen bleibt, dass sich in den kommenden Wochen auch andere Politiker trauen, LeFloid und Co zu sich einzuladen.

Ist Youtube ein geeigneter Kanal, um Jugendlichen Politik zugänglich zu machen? Oder ist die Gefahr zu groß, dass sich Youtuber von den Politikern instrumentalisieren lassen? Diskutiert mit uns!

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Kategorien Klartext Medien Politik YouTube & Apps

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