Eine Werbung für falsche Werte ist nichts wert

Von Ben Marc, 19 Jahre

„Es wird Neider geben.“ So lautet sinngemäß übersetzt der aktuelle Werbeslogan „There will be haters“ des Sportartikelherstellers Adidas. Die seit Mitte Januar laufende Kampagne erregt Aufsehen, allein der erste Clip verzeichnet auf YouTube bereits mehr als 18 Millionen Klicks. In ihm behaupten sich zahlreiche weltbekannte Fußballer gegen Neider und trotzen Anfeindungen.

Ben Marc ist nicht jedes Mittel recht, mit dem Firmen den Umsatz steigern. Foto: Privat
Ben Marc ist nicht jedes Mittel recht, mit dem Firmen den Umsatz steigern. Foto: Privat

Auf den ersten Blick wirkt der Spot sowohl visuell als auch musikalisch erfrischend in der Werbelandschaft. Und hinter dem provokanten Slogan kann man die Botschaft vermuten, dass es richtig ist, unbeirrt seinen Weg zu gehen und sich nicht von Neidern aufhalten zu lassen.

Als Reaktion auf den Erfolg der Kampagne hat Adidas bereits weitere Varianten des Videos sowie Porträts einzelner Fußballstars veröffentlicht. Seit März wirbt das Unternehmen auch mit Werbeblöcken bei dem Musik-Streamingdienst Spotify. Eine fordernde Männerstimme ermuntert die Zuhörer dazu, sich die Lieblingslieder ausgewählter Fußballer anzuhören und an einem Gewinnspiel teilzunehmen. Die Werbung endet mit der Erinnerung: „Denke immer daran: Du bist nichts wert, wenn du von niemandem beneidet wirst.“

Meiner Meinung nach ist dieser Spruch menschenverachtend. Auch Menschen, die arm sind, denen es sehr schlecht geht und die von niemandem beneidet werden, sind etwas wert – und zwar genauso viel wie diejenigen, die von allen beneidet werden. Die Aussage zeugt von einem Mangel an Sensibilität. Das lässt sich auch nicht damit rechtfertigen, dass die Kampagne sich in erster Linie gegen Neider richtet, nicht gegen Menschen, denen es schlecht geht. Und auch nicht damit, dass der Spot provozieren soll. Vor allem nicht, weil die Werbung vor allem junge Leute anspricht.

Es ist traurig, dass die Spots Jugendlichen solche Werte vermitteln und noch dazu Leistungsdruck aufbauen. Es gibt andere Möglichkeiten, den Umsatz zu steigern.

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Kategorien Gesellschaft Klartext Zwischendurch

Ende 2013 wurde ich Mitglied der Jugendredaktion. In der Zwischenzeit hat sich mein Leben ganz schön verändert. Doch noch immer denke ich gern um die Ecke und habe oft unkonventionelle Vorstellungen. Die Tätigkeit bei der Zeitung hilft mir, diese anderen verständlich zu machen und selbst zu hinterfragen. Dabei verirre ich mich manchmal im Detail, gelange letztendlich jedoch weiter heraus als ich zuvor gewesen war.