Marlene Mähler meint, dass gegen Schikane im Internet nur Prävention hilft.
Im Jahr 2012 beging die 15-jährige Amanda Todd Selbstmord, nachdem Fotos von ihr mit entblößtem Oberkörper im Internet verbreitet worden waren. Danach gab es Diskussionen über ein neues Phänomen: Cybermobbing. Auch in Deutschland gibt es viele Opfer. Wirklich getan wurde dagegen bislang nichts. Mecklenburg-Vorpommerns Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU) will das ändern. Vergangene Woche schlug sie vor, die Nutzer sozialer Netzwerke vor dem Log-in auf die Strafen, die Tätern für Mobbing im Internet drohen, hinzuweisen. Die Idee erinnert an die bekannten Kampagnen gegen Filmpiraterie, wie „Hart aber gerecht“, dem berühmten Kinosport, in dem zwei Kinder ihrem Vater vor dem Gefängnis „Happy Birthday“ singen. Allerdings waren diese Kampagnen nach einer Studie der Bauhaus-Universität Weimar so gut wie wirkungslos. Die Strategie der Abschreckung durch hohe Strafen geht in diesem Fall nicht auf und die gleiche Gefahr besteht für die Initiative von Kuder. Außerdem fordert sie, dass die Betreiber sozialer Netzwerke Stellen einrichten, bei denen unangemessene Inhalte der Betroffenen zur Löschung gemeldet werden können. Zudem sollten die Betreiber helfen, Beratungsstellen für Opfer zu schaffen. Noch hilfreicher wäre wahrscheinlich aber Prävention. Das hat die Freie Universität erkannt und eines der ersten Präventionsprogramme gegen Cybermobbing gestartet: „Medienhelden“ hilft Schülern, mehr Einfühlungsvermögen zu entwickeln, indem sie Methoden lernen, sich in andere hineinzuversetzen. Zum Beispiel in Rollenspielen. Dort nehmen sie verschiedene Perspektiven ein: die des Täters, des Opfers oder des Mitläufers. Danach berichten sie von ihren Gefühlen und Gedanken. Die Auswertung von Fragebögen, die die Schüler nach der Durchführung des Programms ausfüllten, ergab, dass sie anschließend mehr Empathie zeigten und die Wahrscheinlichkeit geringer war, dass sie selbst zu Tätern werden. Auch solche Programme sollten Politiker fordern, wenn sie Cybermobbing bekämpfen wollen.