Firmen wie Microsoft und Apple auf einer Bildungsmesse? Auf der Didacta in Stuttgart, auf der ansonsten Schulbuchverlage und Bildungseinrichtungen neue Angebote und Methoden für den Unterricht vom Kindergarten bis zur Berufsschule vorstellten, hatten in diesem Jahr auch die großen Softwarefirmen Stände. Sie wollen die Wissensvermittlung auf dem digitalen Weg vorantreiben. Microsoft glänzte mit der neu entwickelten Plattform Scook, die Lehrer bei ihren Unterrichtsvorbereitungen unterstützen soll. Dabei können sie auf digitale Ausgaben ihrer Schulbücher von Cornelsen zugreifen, wann und wo sie wollen. Bald soll die Plattform auch für Schüler geöffnet werden.
Apple hingegen konzentriert sich auf die Verwirklichung eines Traumes vieler Schüler: Unterricht ausschließlich auf Tablet- Computern. An 160 Schulen in Deutschland werden Tablets bereits regelmäßig eingesetzt. Mit mehr als 65 000 Apps, zahlreichen Vorlesungen und Videos soll iTunes nun auch Unterrichtsplattform werden.
Die Digitalisierung des Unterrichts ist umstritten. Es steht die Frage im Raum, ab wann und vor allem wie Kinder und Jugendliche an die digitale Welt herangeführt werden sollen. Für die Generation, die jetzt in die Grundschule kommt und alle, die danach kommen, ist der Umgang damit selbstverständlich. Im Alltag werden sie von Smartphones, Laptops und Tablets begleitet. Immer und überall online und erreichbar zu sein, ist für sie normal, weil sie keinen anderen Zustand mehr kennen. Für sie wird es eine Unterscheidung zwischen realem und digitalem Leben, wie wir sie noch kennen, kaum mehr geben.
In der heutigen Zeit ganz gegen die digitale Ausstattung von Schulen zu sein, ist deshalb natürlich unrealistisch. Aber es ist wichtig, bei diesem Umbau das Maß zu halten. Digitale Tafeln und Software, mit der man den Stundenplan im Internet organisieren kann, sind toll. Vieles ist dank ihnen einfacher und schneller zu erledigen. Doch zahlreiche Schulen haben zurzeit andere Probleme, etwa sanierungsbedürftige Sportplätze und Turnhallen, Lehrermangel sowie die Verbesserung der sanitären Anlagen. Solange die Probleme in der Realität nicht gelöst sind, sollte die Lösung der Probleme mit der virtuellen Realität noch etwas Zeit haben.
(Von Aniko Schusterius, 17 Jahre)