Homophobie muss an allen Schulen bekämpft werden

Josephine Valeske: "Berlin sollte sich Baden-Württemberg zum Vorbild nehmen." Foto: Privat

Im Kino ertönt empörtes Geflüster und ab und an Gequieke: „Iieh, das ist ja eklig!“ „Muss man das denn so zeigen?“ „Es reicht doch jetzt!“ Wer nicht sieht, was auf der Leinwand passiert, könnte meinen, es liefe ein brutaler Horrorfilm. Das Gegenteil ist der Fall. Es handelt sich um den neuen Liebesfilm „Blau ist eine warme Farbe“. In der Szene haben zwei Mädchen Sex miteinander. Im Publikum verkünden Jugendliche, wie widerwärtig sie das fänden – man fühlt sich in eine katholische Pfarrgemeinde im Bayern des 19. Jahrhunderts versetzt, aber leider ist das die Situation in einem Kino im Berlin der Gegenwart.

 
Das zeigt, dass noch viel Aufklärung notwendig ist. Verstärkte Bemühungen darum gibt es in Deutschland augenblicklich in Baden-Württemberg. Dort möchte die Landesregierung das Thema „Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt“ ab 2015 in den Bildungsplan aufnehmen, sodass es auf jeden Fall in der Schule behandelt wird. In Berlin steht das schon seit 2001 im Lehrplan, wird aber offenbar nicht ausreichend umgesetzt. Auch in einigen weiteren Bundesländern wird das Thema behandelt, in anderen aber nicht. Wie wichtig die baden-württembergische Initiative ist, zeigt sich ironischerweise gerade in dem Widerstand, der sich gegen sie formiert hat. 70 000 Menschen haben eine Petition unterschrieben, die verhindern soll, dass der Vorschlag umgesetzt wird.

 
Seit einigen Monaten wird viel über die Gleichberechtigung Homosexueller geredet: im Zusammenhang mit dem Adoptionsrecht für homosexuelle Paare; vorletzte Woche, als sich der Fußballer Thomas Hitzlsperger outete; diese Woche, als Ex-Außenminister Guido Westerwelle der Bundeskanzlerin in der Zeitschrift „Stern“ vorwarf, mitverantwortlich dafür zu sein, dass Homosexuelle weniger Rechte als Heterosexuelle haben. Von offizieller Seite wird Homophobie kritisiert. Viele Menschen haben aber offenbar noch nicht begriffen, dass ihre Vorurteile Unsinn sind. Deshalb sollte in allen Bundesländern Aufklärung an den Schulen geleistet werden. Damit sich bald im Kino nur noch die abwenden, die generell keine Sexszenen mögen.

 

(von Joseohine Valeske, 17 jahre)

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