Kontrolliert kiffen im Kreuzberger Coffeeshop

Simon Grothe glaubt nicht, dass ein Coffeeshop im Görlitzer Park alle Probleme löst. Foto: Privat
Simon Grothe glaubt nicht, dass ein Coffeeshop im Görlitzer Park alle Probleme löst. Foto: Privat

Berlin-Kreuzberg in naher Zukunft: Nach der Schule treffen sich die volljährigen Oberstufenschüler des Kiezes entspannt im Coffeeshop im Görlitzer Park. An der Theke bestellen sie nicht Kaffee oder Tee, sondern Joints. Unvorstellbar? Nicht mehr. Die Grünen fordern seit Langem einen legalen Vertrieb der Droge in Kreuzberg. Der Antrag wird wahrscheinlich in den nächsten Wochen von der Bezirksverordnetenversammlung genehmigt.
Für Bürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) ist Cannabis eine „Alltagsdroge“.

 

Ein kontrollierter, staatlicher Verkauf dämme besonders den Handel im Görlitzer Park ein. In den vergangenen Jahren gab es dort sehr viele Dealer. 113 Polizeieinsätze allein in diesem Jahr offenbaren die Machtlosigkeit der Justiz. Viele Anwohner fühlen sich zudem eingeschüchtert. Nicht nur Einzelne, sondern oft große Gruppen warten direkt am Parkeingang. 
Mit staatlichem Anbau könne man auch die Konsumenten besser vor gestreckter Ware schützen, argumentiert Herrmann. Auch der Jugendschutz könne besser durchgesetzt werden. Sozialpädagogisch geschulte Angestellte sollen nur an über 18-Jährige verkaufen dürfen. Das hört sich doch eigentlich ganz friedlich an. 
Es gibt ein sehr großes Interesse an Marihuana. Bei einer Informationsveranstaltung am Görlitzer Park drängten sich die Besucher bis zur Tür. Den Anbau und den Verkauf zu verbieten, ändert dieses Interesse nicht. Die Wünsche der Menschen kann man nicht verbieten, sondern man muss damit umgehen.

 

Das Modell der Bezirksbürgermeisterin ist jedoch allenfalls ein Anfang. Denn was passiert mit den Dealern? Verschwinden werden sie wohl kaum. Sie suchen sich andere Plätze, strecken ihre Drogen vielleicht noch mehr, um sie zu geringeren Preisen verkaufen zu können als der legale Coffeeshop, ihr Stoff würde dann noch gefährlicher. Die vielen Polizeieinsätze im vergangenen Jahr haben den illegalen Verkauf bereits aus dem Park in die umliegenden Straßen verlagert. Auch wenn es ähnliche Projekte in Hamburg und Bochum gibt, das Dealer-Problem wird ein einziger Coffeeshop nicht lösen. Eine einzige Verkaufsstelle erzielt einen anderen Effekt: Massen von Touristen werden zum Görli pilgern und ihn zur Partymeile machen.

 

Das wird allerdings noch dauern. Denn ganz so nah, wie der Vorstoß der Grünen glauben lässt, ist die Eröffnung eines Coffeeshops im Görli noch nicht. Denn dafür muss zuerst in ganz Deutschland über eine Legalisierung der Droge nachgedacht werden. Nur eine Änderung im Betäubungsmittelgesetz kann den legalen Verkauf in Kreuzberg ermöglichen.

Seid ihr für die Legalisierung von Marihuana? Diskutiert mit uns hier auf spreewild.de

 

Von Simon Grothe, 18 Jahre

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