Von Bill Schneider, 18 Jahre
Nach der Schule isst du zu Hause Nudeln mit Tomatensoße, erledigst deine Hausaufgaben. Anschließend chattest du mit deinen Facebook-Freunden, spielst dort FarmVille und teilst schließlich einer dankbaren virtuellen Welt mit, ob dein Mittagessen geschmeckt hat und deine Schularbeiten gelungen sind. Und dann scrollst du immer weiter diesen endlosen Strom nichtiger Informationen und Werbung in dem sozialen Netzwerk herunter.
Bisher hat Facebook vor allem eines getan: Es hat einen beträchtlichen Teil unserer Nachmittage verschlungen, ohne dass man danach genau sagen konnte, was man eigentlich die ganze Zeit gemacht hat. Doch nun beginnt das soziale Netzwerk, mit einer neuen Hinterlistigkeit sogar unser Verständnis von Kommunikation zu verstümmeln. Die Internetseite teilt uns nämlich seit Kurzem mit, ob und wann ein anderer Nutzer eine privat versendete Nachricht gelesen hat.
Wer bisher über Hausaufgaben und Mittagessen hinaus seine Zeit lieber in der realen Welt verbracht hat als bei Facebook, muss sich nun dafür rechtfertigen, eine Nachricht zwar schon gelesen, aber noch nicht beantwortet zu haben. Das baut einen Druck auf, ständig kommunizieren zu müssen. Gestik und Mimik des Gesprächspartners interessieren nicht mehr und es wird auch keine volle Aufmerksamkeit mehr verlangt. Ob das Gegenüber gerade nebenbei mit seiner Freundin Schluss macht, Schuhe bestellt oder sich Katzenbaby-Videos auf Youtube ansieht, ist egal – Hauptsache man antwortet sofort.
Dabei ergibt sich der Wert von Kommunikation nicht allein aus der Masse der Informationen, ihrer Geschwindigkeit oder 24-Stunden-Verfügbarkeit. Triff doch nach Mittagessen und Hausaufgaben deine Freunde mal wieder in der echten Welt.
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