Klartext

Junge Helfer braucht die Welt


von Mareike Dottschadis, 19 Jahre


Diese 13 Monate werden die wichtigsten in ihrem bisherigen Leben sein. Dem stimmen die meisten Freiwilligen zu, die kurz vor einem Auslandseinsatz stehen. Auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) sah das immer so. Mit dem Programm „weltwärts“ fördert es junge Menschen, die einen Freiwilligendienst im Ausland leisten. Doch aus dem erklärten Ziel, bald bis zu 10 000 Jugendliche pro Jahr zu schicken, ist ein Feilschen um jeden Platz geworden. In den nächsten Wochen wird das BMZ die Höhe der Gelder für den Jahrgang 2011 bekannt geben. Eines ist schon jetzt klar: Es wird weit weniger finanzielle Unterstützung geben als im vergangenen Jahr.


2008 entsandte die Große Koalition zum ersten Mal Freiwillige „weltwärts2 und erklärte, das Programm ausbauen zu wollen. Doch schon 2010 genehmigte sie deutlich weniger Förderung als benötigt. Knapp 4 400 Freiwillige konnten dennoch ausreisen. Denn viele Entsendeorganisationen übernahmen damals den fehlenden Anteil der Kosten. 2011 nun werden die Einsätze nur noch mit 9,5 Millionen Euro gefördert. Für die Entsendeorganisationen ist es nun unmöglich, das fehlende Geld dazuzuschießen, für sie bedeutet das ein genaues Abwägen jedes Platzes. Für die freiwilligen Helfer bedeutet es: entweder zu Hause bleiben oder Spenden sammeln.


Einige Entwicklungsexperten bezeichnen das Freiwillige Soziale Jahr im Ausland als „Abenteuerurlaub“ und „Verschwendung von Steuergeldern“. Doch wer es so nennt, hat die Grundidee hinter dem Engagement nicht verstanden. Freiwillige gehen nicht „weltwärts“, weil sie Fachkräfte sind. Natürlich stellt die Hilfe, die sie geben können, nur einen kleinen Schritt dar – aber oft dort, wo sich sonst gar nichts bewegen würde. Vor allem geht es den jungen Helfern aber darum, sich mit anderen Kulturen auszutauschen. Viele kehren als Botschafter ihres Einsatzlandes zurück.


Auf diese Weise profitiert auch Deutschland von seinen Freiwilligen: Viele sind nach ihrer Rückkehr motiviert und zielgerichtet und bereit, sich auch im eigenen Land zu engagieren. Das Freiwillige Soziale Jahr ist eben auch eine Phase der Selbstfindung. Wie viele Jugendliche dazu 2011 die Möglichkeit haben, steht noch nicht fest. Aber auf mehr als 3 500 Plätze hofft niemand mehr.

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Kategorien Klartext Schule & Zukunft

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