Maxim und Raphael von Math42
Maxim und Raphael von Math42
Interview

„Das Wichtigste waren erst mal neue Schuhe“: Berliner Brüder verkaufen Mathe-App für 20 Millionen

Die Brüder Raphael und Maxim Nitsche haben eine Mathe-App entwickelt,  die nachvollziehbar macht, wie man von einer Funktion zum Ergebnis kommt. Jetzt haben sie Math42 verkauft – für 20 Millionen Euro.

Kaum ein Unterrichtsfach quält deutsche Schüler so sehr wie Mathematik. Die Brüder Raphael und Maxim Nitsche aus Berlin hatten dieses Problem nie. Mittlerweile sind sie Anfang 20 und haben die Mathe-App Math 42 entwickelt, die sie nun für 20 Millionen Euro an einen US-Konzern verkauft haben. Wie es ist, in diesem Alter schon reich zu sein, hat uns Maxim im Interview erzählt.

Nach eurem Deal könntet ihr doch nun eigentlich in Rente gehen, oder?
Theoretisch schon. Aber wir leben viel zu sehr für neue Projekte. Und unser Mathe-Studium haben wir wegen des Trubels bisher nicht beendet. Wenn Math42 in fünf bis sechs Jahren eventuell da ist, wo wir es sehen, nehmen wir das vielleicht wieder auf. Oder ich studiere Chemie, das fand ich früher schon spannend.

Welche Kindheitsträume wirst du dir jetzt nach dem Geldsegen erfüllen?
Das Wichtigste waren erst einmal neue Schuhe. Sonst bin ich aber eigentlich ziemlich happy mit meinem Leben. Mehr Zeit für Reisen wäre jetzt ganz schön.

So sieht die App auf dem iPhone 6s aus (Screenshot math-42.de)


Du und dein Bruder wart gerade einmal 14 Jahre alt, als ihr angefangen habt, eure App zu entwickeln. Haben Jungs in diesem Alter nicht andere Interessen – Freunde, Sport, Partys, die erste Freundin?

Wir haben eben beides vereint. Wer keine Hobbys und Freunde hat, hat dafür dann ein dickes Problem. Man braucht das, weil es einen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt, wenn du drohst, abzuheben. Wir sind große Sportfans und gerne auch mal beim Tennis oder Basketball dabei. Für all das haben wir uns immer Zeit genommen. Vielleicht hatte ich nicht ganz das Studentenleben, wie es im Buche steht, aber verpasst habe ich dadurch nichts.

Und wie gut klappt der Spruch „Ich entwickle eine Mathe-App“ im Club?
Das erwähne ich erst gar nicht. Wenn damit aber jemand auf mich zukommt und es anspricht, ist das eher ein schlechtes Zeichen.

Wie lebt es sich denn als Jugendlicher in seiner eigenen Firma?
Das ist schon verrückt. Selbst wenn du mit Freunden lachst und feierst, bist du in Gedanken noch am Arbeiten. Allgemein sind wir zwar nicht das klassische Start-up mit Tisch-Kicker und Sitzsäcken, aber der Kasten Club-Mate steht mittlerweile auch bei uns rum – furchtbar, dieses Zeug.

Es gab einen Shitstorm, nachdem ein kostenpflichtiges Abo eurer App eingeführt wurde. Und dann das Gerücht, euer Vater sei der wahre Kopf hinter Math 42 und ihr lediglich zu Marketingzwecken in der Front Row. Wie geht ihr damit um?
Es gibt immer Kritik, bei jeder Veränderung kannst du sie erwarten. Mal ist sie berechtigt, mal haben wir gute Gründe für unsere Entscheidungen. Aber nur als Mathe-Boy abgestempelt zu werden, das tut dann schon weh. Wir wissen aber, wie viel Arbeit wir da reingesteckt haben. Und der Erfolg spricht für uns, das ist natürlich die pure Genugtuung.

Eine Idee zu haben, ist ja das eine, sie umzusetzen das andere. Welchen Tipp kannst du jungen Gründern mit auf den Weg geben?
Probiert es einfach aus. Gerade neben der Schule oder der Uni hast du Zeit, dich auszutoben. Und wenn es nichts wird, na und? Aber nur zu sagen: Ich habe eine Idee und du bist nun der Entwickler, der sie umsetzt, ist ein No-Go. Mittlerweile kannst du online innerhalb weniger 
Wochen Coden lernen. Analysiere selbst den Weg zum Ziel – Schritt für Schritt. Dann siehst du, dass alles machbar ist.


Beitragsbild: Britta Pedersen/DPA

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Kategorien Interview YouTube & Apps

Statt Netflix verfolge ich Konzerte. Ich (20 Jahre) brauche keine Sojamilch, sondern guten Kaffee. Mein Yoga ist es, auf viel zu vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Dabei ist der Eisbär mein Patronus, den meine Eltern mir mit sieben Jahren einfach nicht als Haustier erlaubten. Aber wenn eine Idee von der Außenwelt für verrückt erklärt wird, dann muss sie erst recht verwirklicht werden, und eben jene Personen mit Mut und außergewöhnlichen Gedanken sind es, von denen die Welt wissen sollte. Was kann ich da sinnvolleres tun, als für Spreewild zu schreiben? Die Verhandlungen um den Eisbären laufen jedenfalls weiter.