Interview

Von Byron Bay nach Berlin – Wie „Parcels“ Europa erobern

Byron Bay – ein Badeort im Osten Australiens mit etwa 5000 Einwohnern – ist die Heimatstadt fünf junger Musiker, die zurzeit der letzte Renner auf deutschen Festivals sind.

Mit ihrem bunten musikalischen Potpourri schaffen es die Wahlberliner Patrick Hetherington, Louie Swain, Noah Hill, Anatole Serret und Jules Crommelin von Parcels mit ihren Sounds gerade Europa im Sturm zu erobern. Warum sich die damals gerade einmal 19-Jährigen genau für Berlin entschieden, wie sie mit dem neu entstandenen Hype umgehen und wie es mit Parcels in Zukunft weiter geht, darüber sprachen wir mit Bassist Noah und Drummer Anatole auf dem Kosmonaut-Festival in Chemnitz.

Interview: Jessica Schattenberg, 18 Jahre

Wie kommen fünf Australier auf die Idee, mit ihrer Band nach Berlin zu gehen? Warum nicht dorthin, wo Englisch auch die Amtssprache ist?
Anatole: In Berlin sprechen doch alle Englisch, wir hatten nie ein Problem damit! Außerdem ist es hier super cool und im Vergleich ziemlich günstig.
Noah: Wir mögen die Atmosphäre in Deutschland, auch bei den Festivals. Alle sind so entspannt und du als Künstler darfst das auch sein.

Parcels auf dem Kosmonaut-Festival

Als ihr in Berlin angekommen seid, habt ihr eine persönliche To-Do-List aufgestellt: Wohnung finden, Geld machen, Instrumente kaufen, auf dem Glastonbury Festival spielen. Was ist aus daraus geworden?
Anatole: Alles erfüllt! Zugegeben, wir waren zu Beginn ein bisschen naiv.
Noah: Das nächste große Ziel ist unser Album. Dafür brauchen wir aber Zeit, die wir jetzt beim touren leider nicht haben.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Stimmt es, dass ihr nach dem Umzug zu fünft in zwei Betten geschlafen habt?
Anatole: Ja, naja wir waren halt pleite und es ging einfach nur um die Möglichkeit, eine Wohnung zu bekommen.

Mit eurem Kleidungsstil stecht ihr aus der Masse heraus. Wer oder was inspiriert euch?
Noah: Wir kommen aus einem Surferparadies, da wird der Look aus den 60er- und 70er-Jahren getragen. Natürlich hat uns das beeinflusst, aber auf der Bühne haben wir einfach Spaß und das wollen wir sowohl mit unserer Musik als auch mit den Outfits zeigen. Stellt euch mal vor, wir würden ganz in schwarz auftreten – das wirkt doch total grimmig!
Anatole: Aber es gibt auch Gruppen, die schwarz tragen und trotzdem nett sind.
Noah: Klar, aber die wirken erstmal grimmig.

„Wenn wir uns nach der Tour wirklich nicht mehr ertragen können, frühstückt eben jeder einzeln.“

Könnt ihr denn noch durch die Straßen schlendern, ohne angesprochen zu werden?
Noah: In Byron Bay und in Berlin ist easy, aber in Paris haben wir manchmal das Gefühl, Aufmerksamkeit zu erwecken. Vielleicht liegt das daran, dass unsere Plattenfirma Kitsune aus Frankreich kommt.

Ihr seid erfolgreich in Europa auf Tour. Geht ihr euch nicht auf die Nerven?
Noah: Gerade die Supporttour von Two Door Cinema Club hat uns echt zusammengeschweißt. Jeder weiß, wann er den anderen in Ruhe lassen muss. Einige von uns wohnen zusammen in WGs, wenn wir uns nach der Tour dann wirklich nicht mehr ertragen können, frühstückt eben jeder einzeln.
Anatole: Aber stell dir vor, du stehst als Solokünstler auf der Bühne und die Fans feiern dich, wollen mehr und mehr vor dir sehen. Nach dem Gig fährst du dann ins Hotelzimmer und fühlst dich allein. Es erdet dich, wenn du deine Jungs auch nach dem Trubel bei dir hast, schließlich sind wir für uns die zweite Familie.

Wie steht ihr dazu, dass eure Musik mit Jungle oder Daftpunk verglichen wird?
Noah: Das ist eine Ehre! Zu Beginn waren die beiden Bands auf jeden Fall prägend. Aber wir wollen eigene Musik machen, den Pop-Funk-Dance-Elektro-Parcels-Shit. Das muss nicht in ein direktes Genre passen. Wie Michael Jacksons Musik, die kann auch nicht genau eingeordnet werden, soll sie ja auch nicht.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Interview Konzerte Kultur Musik

Statt Netflix verfolge ich Konzerte. Ich (20 Jahre) brauche keine Sojamilch, sondern guten Kaffee. Mein Yoga ist es, auf viel zu vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Dabei ist der Eisbär mein Patronus, den meine Eltern mir mit sieben Jahren einfach nicht als Haustier erlaubten. Aber wenn eine Idee von der Außenwelt für verrückt erklärt wird, dann muss sie erst recht verwirklicht werden, und eben jene Personen mit Mut und außergewöhnlichen Gedanken sind es, von denen die Welt wissen sollte. Was kann ich da sinnvolleres tun, als für Spreewild zu schreiben? Die Verhandlungen um den Eisbären laufen jedenfalls weiter.