Studienkompass: Die Angst vor der Uni nehmen

Ein Förderprogramm unterstützt Studierende, deren Eltern keine Akademiker sind. Eine Teilnehmerin berichtet

Vergangene Woche endete die Be­werbungsfrist an vielen Unis. Nun müssen die Hochschulen auswählen, wer künftig im Hörsaal sitzt. Mehrheitlich werden dies Jugendliche sein, deren Eltern bereits studiert haben. 84 Prozent aller Kinder aus Akademikerfamilien nehmen laut Deutschem Institut für Wirtschafts­forschung ein Studium auf. Unter Kindern, deren Eltern nicht studiert haben, sind es nur 72 Prozent. Das Programm Studienkompass der Stiftung der Deutschen Wirtschaft unterstützt Schüler aus Familien ohne akademischen Hintergrund beim Studium. Unter anderem werden die Teilnehmer von Mentoren mit Uni­erfahrung begleitet. Wir sprachen mit Sonja Langner, die das Programm absolviert hat.

Sonja, die Studienkompass-Förderung setzt bereits in den letzten Schul­jahren ein. Eine Zeit, in der kaum jemand Lust hat, sich mit seiner beruflichen Zukunft zu befassen. Wa­rum war das bei dir anders?
Ich war in der zehnten Klasse und stand vor den Abschluss­prüfungen. Da macht man sich schon Gedanken, was man werden möchte. Wenn man eine Ausbildung anstrebt, braucht man ja nicht zwingend Abi­tur. Deshalb habe ich mich schon damals informiert und stieß dabei auf den Studien­kompass.

Deine Familie hat dich also bei deinen Studien­plänen unter­stützt?
Ja, von Anfang an. Meine Eltern haben mir während meiner Abitur­zeit sogar einen Motorradführer­schein bezahlt, damit ich nicht auf die Bahn zur Schule angewiesen war.

Wie sieht die Arbeit mit den Mentoren von Studien­kompass aus?
Wir hatten vier ehren­amtliche Vertrauens­personen. Einige studierten selbst noch, andere standen schon im Berufs­leben. Es gab Treffen und Workshops. An die Vertrauens­personen konnte man sich jederzeit wenden, man konnte sie treffen oder rund um die Uhr anrufen. Mit einer Mentorin habe ich noch immer Kontakt. Wir schreiben regelmäßig da­rüber, wie mein Studium läuft. Sie hatte mir Mut gemacht, ein Studium aufzunehmen.

Du studierst Maschinenbau. Hatte das Programm Einfluss auf diese Wahl?
Maschinenbau war nicht von vornherein mein Wunsch­studium. Im Rahmen des Programms habe ich eine Hochschul­messe für duale Studiengänge besucht. Dort habe ich ein Plakat über Brückenbau gesehen, das mich fasziniert hat. Nach der Messe sprachen wir darüber bei einem Workshop und informierten uns auch über alternative technische Studiengänge. So bin ich auf den Studiengang Maschinenbau gekommen.

Die Abbrecher­quote liegt unter Bachelorstudenten insgesamt bei 28 Prozent. Von den Geförderten brechen laut Studienkompass nur 5 Prozent ab. Was hilft beim Durchhalten?
Die Geförderten haben sich vielleicht ausführlicher über das Studium informiert. Für manche, deren Eltern studiert haben, scheint das eher ein vorgegebener Weg zu sein, etwas, das man eben machen muss und dann möglicherweise halbherzig macht. Dadurch, dass man im Studienkompass drei Jahre auf das Studium hinarbeitet, wird einem bewusst, wie ernst es ist. Und man bekommt auch Lust aufs Studium.

Interview: Rabea Erradi

Interesse am Programm? Mehr Infos auf www.studienkompass.de

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