Interview mit Alle Farben: „Ich mache, was ich liebe, gebe dafür aber viel auf“

„Music Is My Best Friend“ heißt das neue Album von Alle Farben. Der Titel ist Programm. Wir trafen den DJ

Mit seinem Debüt „Synesthesia“ gelang ihm 2014 der Durchbruch. Am Freitag veröffentlicht Alle Farben seine zweite Platte: „Music Is My Best Friend“. Sie ist sommerlicher und tanzbarer. Wir sprachen mit dem Musiker über die Vergangenheit, den Wandel, Erfolg und verlorene Fans.

Was mich schon lange interessiert: Hast du eigentlich eine Lieblingsfarbe?
Es ist eher eine Farbkombination: klirrendes Zitronengelb über Grün zu einem ganz kalten Blau.

Dein zweites Album heißt „Music Is My Best Friend“. Eine klare Ansage.
Anfangs war das nur der Arbeitstitel, aber dann habe ich gemerkt, dass er einfach sehr gut passt. Musik ist meine Passion. Ich mache, was ich liebe, aber gebe dafür auch vieles auf.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Inwiefern?
Ich glaube, ich habe mein Hobby verloren. Klingt dramatisch, ist es aber nicht, denn ich liebe ja auch meine Arbeit. Aber ich würde in meiner Freizeit nicht als Erstes Musik machen.

Hast du denn noch Zeit für Hobbys?
Ja, fürs Kochen. Meist koche ich für Freunde, aber auch für mich allein – und gucke währenddessen ­Serien.

In „Danse“ hast du Tschaikowskis „Schwanensee“ geremixt. Dürfen sich deine Fans nun auf ähnlich gelungene Experimente freuen?
Ich habe wenig gesampelt, was nicht heißt, dass ich es nie wieder mache. Für dieses Album hatte ich Musiker, die etwas eingespielt haben – Michael Schulte, Janieck Devy, Tommy Reilly und Mogli. Es war mehr ein Bandfeeling, nicht wie früher, als ich allein in meinem Kämmerchen gesessen und Musik gemacht habe.

AlleFarben_c_Gerd Metzner_002_240DEF
Er wollte Kunst studieren, hat selbst gemachte Postkarten verkauft und als Konditor gearbeitet. Heute ist Frans Zimmer einer der gefragtesten DJs Europas. Foto: Gerd Metzner

Das Album unterscheidet sich also stark von deinem Debüt „­Synesthesia“?
Es ist eine Weiterführung des ersten Albums, mit neu gesammelten Erfahrungen. Ich habe gemerkt, dass ich gar nicht alle meine Lieder einbringen konnte, weil sie zu ruhig waren. Mein Wunsch war es, mehr auf der Bühne präsentieren zu können, Livemusik macht mich einfach aus, da komme ich her. Ein entscheidender Unterscheid ist, dass die Musik viel tanzbarer ist. Und sommerlicher.

IMG-20160523-WA0000Du reist berufsbedingt sehr viel umher. Wie wichtig ist dir Berlin und vor allem Kreuzberg, dein Heimatkiez?
Berlin ist inspirierend. Jeder darf sein, wie er will. Es war einfach, hier Musik zu machen. Studios waren erschwinglich und an jeder Ecke ein Club. Jetzt, wo ich erfolgreicher bin, merke ich, dass ursprüngliche Fans mir den Rücken zugekehrt haben. Ich dachte, die haben keinen Bock mehr auf mich, obwohl ich mich gar nicht geändert habe. Dieser Wandel hat mich eine Zeit lang sehr beschäftigt.

Zurzeit werden DJs und generell die Elektroszene extrem gehypt. Woran liegt das?
Elektro ist die Musik unserer Zeit. Das kann sich bestimmt auch wieder ändern, aber elektronische Musik hat den Vorteil, dass man alles mit ihr verbinden kann: Rock, Hip-Hop und auch Klassik. Deswegen denke ich, dass sie länger gehypt werden wird als andere Musikstile.

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Interview Konzerte Kultur Musik

Vor 18 Jahren wurde ich in Berlin geboren und wusele seitdem dort durch die Gegend, immer offen für interessante Begegnungen und skurrile Situationen, auf der Suche nach mir selbst oder der, die ich sein möchte. Mich interessieren Musik, Theater, Politik, Natur und vor allem Menschen. Weil ich gern über alles nachdenke, schreibe ich auch gern. Denn – wenn ich all das, was ich denke, aufschreibe, bekomme ich Klarheit in meinen Geist und schöpfe Energie. Ich habe den Drang mich mit so vielen Themen wie möglich auseinanderzusetzen, gleichzeitig möchte ich andere Berliner*innen zum Nach- und Weiterdenken anregen. Beides vereine ich seit 3 Jahren in der Jugendredaktion.