Serie „Wenn ich mal groß bin…“: Sascha, der Musiker

Träumt ihr nicht auch manchmal davon, eure Leidenschaft später zum Beruf zu machen? Wir haben uns auf die Suche nach jungen „Traumberuflern” gemacht, die euch von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen erzählen.

Sascha konnte die Tasten des elterlichen Klaviers kaum sehen. Doch der 3-Jährige suchte so lange nach dem richtigen Anfangston, bis sich das Kinderlied „Alle meine Entchen“ fehlerfrei spielen ließ. Heute ist Sascha Magister 33 Jahre alt. Aus naiven Melodien sind ernstzunehmende Songs geworden. Nicht nur das Klavier, sondern auch seine Stimme sind mittlerweile sein Kapital. Wir haben den Berliner getroffen und sind mit ihm den „Wenn ich mal groß bin…“ – Fragebogen durchgegangen.

„Berlin ist meine Heimat, mein Leben, meine Muse. Ein Familienmitglied.“

Sascha, erzähl uns doch kurz von Deinen aktuellen Projekten.
Seit einigen Jahren bin ich als Klavier -und Gesangslehrer tätig und leite verschiedene musikalische AG für 7., 8. und 9. Klassen an der Sophie-Brahe-Schule in Berlin-Treptow. Außerdem bin ich als Keyboarder und Sänger mit Entertainer Stefan Jürgens im Studio und auf Tour, bin Pianist und Arrangeur bei Caliber Royal und komponiere und produziere Film -und Werbemusik.
Momentan läuft auch die Vorbereitung für mein Soloprojekt auf Hochtouren.

Wolltest Du schon immer Musiker werden und hast Du dafür studiert?
Ich glaube mich zu erinnern, dass ich als kleiner Junge auch mal Pilot und Feuerwehrmann werden wollte, davon abgesehen aber meine Zukunft schon immer in der Musik gesehen hab. Meine Schulzeit hab ich am musikbetonten Georg-Friedrich-Händel-Gymnasium verbracht und habe anschließend in der Pop-Abteilung der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin Gesang und Klavier studiert.

Würdest Du Deinen Beruf als Traumberuf bezeichnen?
Ja, zumindest in meinem Fall würde ich meinen Beruf als Traumberuf bezeichnen. Einfach aus der Tatsache heraus, dass ich seit Beginn meiner Schulzeit nie etwas anderes machen wollte als Musik. Die Realität sieht natürlich nicht immer einfach aus, aber wer kann schon das Gegenteil von sich behaupten. Wenn man selbstständig ist, weiß man nie, was in zwei Jahren sein wird. Man ist selbst verantwortlich für jeden Schritt, den man geht. Es gibt viele Menschen, deren Idealvorstellung ein festes Arbeitsverhältnis mit festem Gehalt und festen Urlaubstagen im Jahr ist.

Cinejazz Deluxe live. Foto: Tonio Ruschin

Das kann ich allerdings von mir nicht behaupten. Bei dem Gedanken einen Job zu haben, für den man jeden Tag, jede Woche, jeden Monat und jedes Jahr aufs Neue im gleichen Büro sitzt und wartet bis die Rente kommt, wird mir ganz grau im Kopf. Ich respektiere einen solchen Lebensentwurf voll und ganz und ziehe meinen Hut, werde dies jedoch voraussichtlich nie selbst anstreben.

Ich finde es großartig, dass ich mich mit meiner Arbeit nicht nur selbst verwirklichen kann, sondern auch aktiv an der Gestaltung der Kultur in diesem Land teilnehme. Ich denke, dass die Leidenschaft für ihren Beruf  bei vielen Leuten leider nicht (mehr) existiert. Ich habe das Gefühl, dass diese Menschen innerlich verhärmen und mit ihnen ganze Teile der Gesellschaft. Bei mir ist es die Leidenschaft, die zwar auch Leiden schafft, aber immer lebendig und liebenswert bleibt.

Erzähl uns von Deinem bisher aufregendsten Erlebnis in Deiner Karriere als Musiker.
Da gab es so einige sehr aufregende Erlebnisse, aber ich glaube, eines davon ist bislang unerreicht und auch schon ziemlich lange her. 1990 durfte ich als 13-jähriger als „Gesandter“ des Rundfunk-Kinderchores Berlin bei einem großen ARD-Weihnachtskonzert im Berliner Konzerthaus das Weihnachtslied „Stille Nacht“ mit dem Schauspieler Heinz Rühmann zusammen singen. Kurz darauf verstarb der damals 91-jährige. Ewiger Dank!

Was würdest Du jungen Leuten empfehlen, die auch Musiker werden wollen?
Wenn man davon überzeugt ist, dass das der richtige Weg ist, sollte man sich darauf einstellen, auch Dienstleister zu sein und seinen Beruf zuweilen als Handwerk verstehen. Es gibt nun mal nicht viele, die ausschließlich davon leben können, mit ihren eigenen Songs auf der Bühne zu stehen. Da ich Sänger, Pianist, Komponist, Arrangeur, Produzent und Lehrer bin, hab ich die Möglichkeit, meine Fühler in viele Richtungen auszustrecken. Und eben genau das ist es, was meinen Beruf so interessant und mein Leben so spannend macht.

Was wärst Du heute, wenn Du kein Musiker geworden wärst?
Pilot oder Feuerwehrmann! Nein, keine Ahnung. Wahrscheinlich wäre ich Fußballer oder Schauspieler oder würde mit Kindern und Tieren in der Natur zugange sein. Aber auch dies hätte wieder etwas mit Leidenschaft zu tun. Wie schön!

Du lebst und arbeitest in Berlin. Welche Rolle spielt die Hauptstadt für Deine Arbeit?
Unsere wundervolle Hauptstadt ist Dreh -und Angelpunkt meines Lebens und meiner Arbeit. Die ungeheure Vielfalt der Kulturen und diese nicht zu bändigende Lebensfreude in nahezu allen Bereichen machen Berlin einzigartig. Man höre sich bitte hierzu auch den Song „Schwarz zu grau“ und „Dickes B“ vom verehrten Kollegen Peter Fox an. Seinen Worten ist meinerseits nichts mehr hinzuzufügen. Ich hab hier alles was ich brauche und liebe. Berlin ist meine Heimat, mein Leben, meine Muse. Ein Familienmitglied.

Von Kristin Magister

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