Auf ihrem Foto haben die Schüler der 9. und 10. Klasse der Pankower Mari­anne-Buggenhagen-Schule den verschuldeten Prasser abgelichtet ... Foto: Sam-Jo Tuppat-Keßlau

Sparstrumpf oder Spendierhosen?

Unser Fotowettbewerb hat gezeigt: Konsum ist Jugendlichen wichtig. Möglicher Folgen sind sie sich aber auch bewusst

Kalkulieren, konsumieren oder lieber klammern? In unserer Fotoserie „Knausern oder klotzen“ haben wir euch in den vergangenen Wochen gemeinsam mit der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) verschiedene Finanztypen vorgestellt – den Geizhals, den Verschwender und das Musterbeispiel – und euch dazu aufgerufen, eigene Fotos einzusenden, die darstellen, wie ihr mit Geld umgeht. Alle Einsendungen, auch die beiden hier abgebildeten Gewinnerfotos, zeigen deutlich: Das abwechselnde Tragen von Sparstrumpf und Spendierhosen ist gerade für Jugendliche ein kniffliger Balanceakt.

Der Verschuldete auf dem Foto realisiert seinen Fehler. Leider erst, wenn es schon längst zu spät ist. Kopflos hat er sein Geld für Konsumgüter verschleudert und geht nun in einer Flut von Rechnungen unter.
 Überquellende Einkaufstüten, am Boden liegen Geldscheine wie Pflastersteine – die dargestellten Käuferinnen auf dem zweiten Gewinnerfoto stürzen sich auf alles, was ein Markenzeichen trägt. Für Reue bleibt im Shopping-Rausch natürlich keine Zeit.

Auf ihrem Foto haben die Schüler der 9. und 10. Klasse der Pankower Mari­anne-Buggenhagen-Schule den verschuldeten Prasser abgelichtet ... Foto: Sam-Jo Tuppat-Keßlau
Auf ihrem Foto haben die Schüler der 9. und 10. Klasse der Pankower Mari­anne-Buggenhagen-Schule den verschuldeten Prasser abgelichtet … Foto: Sam-Jo Tuppat-Keßlau

Zu verlockend leuchten uns die Schaufenster der Geschäfte an und verleiten zu sinnlosen Fehlkäufen. Wer dann so gierig ist wie in Bild Nummer zwei und noch dazu so verpeilt wie in Bild Nummer eins, läuft Gefahr, sich in ein ernsthaftes Finanzchaos zu verstricken.

Ich selbst habe da Erfahrung: Mit 16 habe ich mir kaum Gedanken um meine Finanzen gemacht. Auf einer Urlaubsreise schwebte ich im siebten Shoppinghimmel – und habe all meine Ersparnisse verprasst. Nach der Reise war ich enttäuscht, das Geld nicht lieber für eine Radtour durch die Stadt oder eine coole Ausstellung verwendet zu haben. Heute überlege ich mir genau, ob ich wirklich eine viel zu teure Jacke oder das zehnte kleine Schwarze brauche.

... und die Schüler der Klassenstufe 7 bis 10 zwei Lustkäuferinnen. Foto: Simone van den Ecker
… und die Schüler der Klassenstufe
7 bis 10 zwei Lustkäuferinnen. Foto: Simone van den Ecker

Das kurzfristige Konsumglück macht uns oft blind für weitsichtige Investitionen. DVAG-Finanzexperte Ralf Kühnel sieht genau darin den Knackpunkt für die Verschuldung von Jugendlichen: „Wer sein Geld im Blindflug für unnötige Kleinigkeiten ausgibt, bereut die Verschwendung später womöglich. Um sich einen größeren Herzenswunsch zu erfüllen, vielleicht einen Städtetrip oder den langersehnten Führerschein, ist ein kleiner Finanzpuffer sinnvoll. Daher empfehle ich: Investiert mit Köpfchen und schöpft euer Budget nicht bis auf den letzten Cent aus. Wer etwas zur Seite legt, freut sich später.“

Schon heute an die Rente zu denken oder das mühsam erkellnerte Taschengeld in einen Bausparvertrag zu stecken, erscheint vielleicht nicht besonders attraktiv. Dennoch schadet es nicht, sich gerade mit mittelfristigen Sparzielen frühzeitig auseinanderzusetzen. Auf die Bedürfnisse von Jugendlichen abgestimmte „Taschengeldkonten“ und Prepaid-Visakarten auf Guthabenbasis helfen, dabei den Überblick zu behalten. Auch eine kleine Checkliste für Ausgaben und Einnahmen kann hilfreich sein, um Konto-Killer zu entlarven und zu schauen, wo ihr im Alltag sparen könnt.

Margarethe Neubauer, 21 Jahre

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Kategorien Finanzen Geld & Absicherung

Schreiben ist meine Neurose. Ich mache das wirklich nicht freiwillig. An pathologischer Schreibwut leide ich etwa seit meinem neunten Lebensjahr. Heute bin ich 24. Sie äußert sich in der übermäßigen Produktion von Texten, dabei reagiere ich sensibel auf gute Geschichten. Schreiben ist mein Plüsch–Airbag gegen Schleudertraumata im täglichen Gedankenkarussell, Weckglas für klebrig-süße Memoirenmarmelade und die doppelte Aspirin am Morgen nach einem exzessiven Empfindungsrausch. Ich habe eine Schwäche für Präpositionen mit Genitiv, Schachtelsätze und Ironie. In die Redaktion komme ich nur, weil es da umsonst Tee gibt.