Von Taschengeldern, Rentenversicherungen und Steuererklärungen

Dr. Götz
Dr. Ralf-Joachim Götz, DVAG-Chefvolkswirt

DVAG-Chefvolkswirt Ralf-Joachim Götz beantwortet die Fragen der spreewild-Leser

 

Steuern

 

Seit ich denken kann, gibt es ein Wochenende im Jahr, an dem meine Eltern einen Berg Papier auf dem Küchentisch aufhäufen, und mich, egal was ich von ihnen will, genervt wegschicken, mit der Begründung, sie müssten „die Steuererklärung machen“. Warum muss man seine Steuern erklären? Und was dauert daran so lange?

Der Staat benötigt Steuereinnahmen, um daraus wichtige Aufgaben zu finanzieren, beispielsweise den Bau und die Unterhaltung von Schulen, Krankenhäusern und Polizeistationen, die den Bürgern zugutekommen. Weil ein Teil der Steuern auf die persönliche finanzielle Leistungsfähigkeit der Bürger abgestimmt ist, werden Steuererklärungen abgegeben. Das Finanzamt will dazu eine Menge Informationen haben, etwa zu Einkommen, Geldanlagen, Job und Kosten der Steuerzahler. Das Erstellen einer Steuererklärung empfinden viele Bürger als zeitaufwendig und lästig. Aber oft gibt es nach der Prüfung der Steuererklärung durch das Finanzamt auch wieder Geld zurück, falls vorher zu viele Steuern gezahlt wurden.

 

Ich weiß, dass es ein Brutto- und ein Nettoeinkommen gibt. Aber was geht eigentlich vom Bruttoeinkommen weg? Und wie viel Prozent bekommt man dann tatsächlich?

Vom Bruttogehalt werden zunächst Steuern und Sozialabgaben abgezogen, bevor es als Nettogehalt an einen Arbeitnehmer ausgezahlt wird. Abzugspositionen sind die Lohnsteuer, der Solidaritätszuschlag und ggf. die Kirchensteuer. Neben den Steuern gibt es noch Abzüge für die Sozialversicherungsbeiträge. Diese bestehen aus der Rentenversicherung, der Krankenversicherung, der Arbeitslosenversicherung und der Pflegeversicherung. Wie viel Prozent der Einzelne tatsächlich als Nettoeinkommen bekommt, ist unterschiedlich. Denn das Einkommen unterliegt einem sogenannten „Progressiven Einkommenssteuertarif“. Das bedeutet, wer mehr verdient, muss auch mehr Steuern zahlen.

 

 

  1. Versicherungen

 

Ich habe gehört, man sei ab einem bestimmten Alter „versicherungspflichtig“. Was genau heißt das? Woher weiß ich, ob ich dieser Pflicht nachkomme? Mache ich vielleicht etwas falsch, wenn ich mich mit 16 noch nicht um meine Versicherungen gekümmert habe?

Unter Versicherungspflicht versteht man die gesetzliche Verpflichtung zum Abschluss einer Versicherung. Dies gilt zum Beispiel für den Abschluss einer Kfz-Haftpflichtversicherung beim Autokauf. Versicherungspflichtig im Sinne der Sozialversicherung sind alle Arbeitnehmer und Auszubildenden. Diese Versicherungspflicht betrifft die Arbeitslosen- und Rentenversicherung, Kranken- und Pflegeversicherung sowie die Unfallversicherung. Deshalb kommt es vor allem darauf an, ob man mit 16 noch Schüler ist oder schon eine Ausbildung begonnen hat. Denn als Schüler ist man meistens über die eigenen Eltern mitversichert. Als Auszubildender muss man sich dagegen selbst um die Sozialversicherung kümmern. Aber normalerweise hilft da der Ausbildungsbetrieb bei Fragen gerne weiter.

 

Bekommt man eigentlich, wenn man nicht rentenversichert ist, später auch keine Rente?

Das ist richtig: Eine Altersrente der gesetzlichen Rentenversicherung erhält man nur, wenn man Mitglied ist und Beiträge in das Versicherungssystem eingezahlt hat. Außerdem muss man mindestens fünf Jahre einzahlen, damit man Anspruch auf Rente hat. Es ist auf jeden Fall von Vorteil, zusätzlich eine private Altersvorsorge abzuschließen, etwa eine Riester-Rente. Aber dazu sollte man sich vorab persönlich beraten lassen!

 

Meine Familie hat sich mal über Lebensversicherungen unterhalten, die man abschließt, und die man sich „auszahlen lassen“ kann, was wohl heißt, dass man mit einem Mal ganz viel Geld bekommt. Wie funktioniert das?

Einer der häufigsten Gründe für den Abschluss der Lebensversicherung ist, privat für die Rente vorzusorgen und zugleich die eigene Familie abzusichern. Dafür zahlt der Beitragszahler regelmäßig in die Versicherung ein. Stirbt der Versicherte während dieser Sparphase, so zahlt die Lebensversicherung zur finanziellen Absicherung der Hinterbliebenen eine bestimmte Geldsumme. Nach Ablauf der Vertragslaufzeit, d.h. zu einem vorher festgelegten Termin, leistet die Lebensversicherung dann entweder eine Einmalzahlung oder auch Zahlungen in Form einer Rente.

 

Ein Freund hat mir erzählt, manche Leute könnten sich ihre ganze Rente mit einem Mal auszahlen lassen. Stimmt das? Und wenn ja, wie geht das? Ich dachte immer, die Rente bekommt man einfach, solange man lebt. Aber es kann ja im vorhinein keiner wissen, wie alt man wird.

Von der gesetzlichen Rentenversicherung erhält man tatsächlich lebenslang monatliche Zahlungen, obwohl man nicht weiß, wie alt man wird. Eine Einmalzahlung ist nicht möglich. Hier gilt es, zwischen gesetzlicher Rentenversicherung und privater Vorsorge zu unterscheiden. Im Rahmen der privaten Vorsorge können beispielsweise Verträge abgeschlossen werden, die auch Einmalzahlungen leisten.

 

Ich möchte für ein Jahr in die USA gehen. Es heißt, dort sei man nicht krankenversichert. Was heißt das für mich? Bin ich dann auch nicht versichert, oder bin ich als Ausländer trotzdem versichert? Und was für Versicherungen brauche ich generell bei so einem Auslandsaufenthalt?

Im außereuropäischen Ausland, also auch der USA, ist man bei einem Auslandsaufenthalt, wie beispielsweise einem Schulaustausch, nicht mehr durch die Familienversicherung der Eltern krankenversichert. Deshalb muss man sich selbst versichern: Entweder entscheidet man sich für ein Versicherungspaket des Reiseveranstalters oder man wird selbst aktiv und sucht einen individuellen Versicherungsschutz. Bei einem Auslandsaufenthalt ist es außerdem wichtig zu überprüfen, ob man im Schadensfall über die Eltern versichert ist oder ob man eine private Haftpflichtversicherung benötigt. Darüber hinaus an den Abschluss einer Unfallversicherung denken!

 

 

  1. Finanzen

 

Ich bekomme im Monat 40 Euro Taschengeld. Ein paar meiner Klassenkameraden haben mehr Geld als ich, andere weniger. Wie viel Taschengeld sollten Jugendliche denn bekommen?

Die Höhe des Taschengeldes ist auch eine Frage des Alters, der persönlichen und familiären Verhältnisse und dessen, was man alles davon selbst bezahlen muss. 40 Euro im Monat können bei älteren Jugendlichen angemessen sein.

 

Sollten Grundschüler schon Taschengeld bekommen – um so früh wie möglich den Wert von Geld kennenzulernen?

Ja. Es ist gut, wenn auch schon jüngere Kinder den verantwortungsvollen Umgang mit Geld erlernen und es entsprechend wertschätzen.

 

Lohnt sich ein Sparbuch überhaupt noch? Momentan gibt es doch kaum Zinsen.

Auch wenn es derzeit nur geringe Zinsen für eingezahlte Beträge gibt, bietet das Sparkonto doch die Möglichkeit, Geld sicher anzulegen und sich mit der Arbeitsweise eines Kreditinstituts vertraut zu machen. Eine interessantere Alternative könnte derzeit auch ein Tagesgeldkonto sein.

 

Wenn ich Geld anlege, will ich auf keinen Fall, dass davon etwas verloren geht. Worauf muss ich achten?

Wichtig ist darauf zu achten, wie und wo ich anlege. Dafür können sich – je nach den persönlichen finanziellen Wünschen und Zielen – unterschiedliche Möglichkeiten bieten, zum Beispiel die Anlage bei einer Bank, einer Versicherung oder Bausparkasse. Wichtig ist, dass man sich vorab von einem Profi beraten lässt. Da sollte man auch die mögliche Rendite erfragen und klären, wie schnell man gegebenenfalls an das Geld herankommen kann. Zudem ist darauf zu achten, dass das Geld nur bei soliden und sicheren Instituten angelegt wird und mindestens die Rückzahlung der eingezahlten Beiträge garantiert ist.

 

Was ist eine Einzugsermächtigung?

Mit dem Erteilen einer Einzugsermächtigung schaffe ich im bargeldlosen Zahlungsverkehr die Möglichkeit, dass ein von mir ermächtigter Zahlungsempfänger Geld von meinem Konto im Rahmen des Lastschriftverfahrens abbuchen lassen kann. Das kann beispielsweise der Jahresbeitrag für den Sportverein sein. Der bankmäßige Zahlungsvorgang wird hierbei – anders als bei einer Überweisung – vom Zahlungsempfänger ausgelöst.

 

Was ist eine Dividende?

Wer Aktien besitzt, ist an einem Unternehmen beteiligt. Dafür gibt es keine Zinsen, sondern gegebenenfalls eine Dividende. Die Dividende ist der Anteil am Gewinn einer Aktiengesellschaft, den das Unternehmen an die Aktionäre ausschüttet.

 

Was ist der Unterschied zwischen einer Kreditkarte und einer Visakarte?

Viele Unternehmen bieten Kreditkarten an. Dabei arbeiten mit sie mit einem Bezahldienstleister zusammen, der als Vertragspartner die Geschäftsabwicklung übernimmt und weltweit elektronische Zahlungen ermöglicht. Der größte Anbieter solcher Dienstleistungen ist „Visa“, allerdings gibt es auch Wettbewerber, beispielsweise „Mastercard“, „American Express“ oder „Diners Club“.

 

Was passiert, wenn ich meine Kreditkarte/ mein Konto überziehe?

Bei Minderjährigen ist die Kontoführung grundsätzlich nur auf Guthabenbasis möglich. Kreditkarten für Minderjährige werden in der Regel als sogenannte „Prepaid“-Karten ausgegeben, bei denen der Verfügungsbetrag bereits vorab eingezahlt ist und nicht überzogen werden kann.

 

Wenn man z.B. 18 ist und einen Kredit braucht. Wo bekommt man den am besten?

Da sollte man sich zunächst einmal von einem Profi persönlich beraten lassen – am besten von einem Vermögensberater, einer Bank oder einer Sparkasse –, ob man den Kredit wirklich braucht und was gegebenenfalls die passende Lösung ist.

 

Sind Aktien immer risikoreich?

Ja, eine Aktienanlage ist immer mit Risiken verbunden. Denn wer sein Geld in Aktien anlegt, erkauft sich damit sowohl Chancen wie auch Risiken. Die Kurse börsennotierter Aktien können sowohl steigen als auch fallen, je nach Angebot und Nachfrage. Das Risiko einzelner Aktien ist unterschiedlich ausgeprägt. Die Kurse mancher Aktien schwanken stärker als der Markt, andere weniger stark. Wer Geld an der Börse anlegt, sollte sich vorher gut beraten lassen und einen langen Atem haben. Wer es etwas risikoärmer mag, kann Investmentfonds als Alternative wählen. Die werden von Profis gemanagt.

 

Warum muss man für Kreditkarten eigentlich so hohe Gebühren zahlen?

Wer als Kunde mit einer Kreditkarte im Geschäft bezahlt, muss keine Gebühr entrichten. Ebenso gibt es Kreditkartenanbieter, die keine Jahresgebühr verlangen. Bei vielen Kreditkarten fallen allerdings Kosten bei Bargeldabhebungen am Automaten an.

 

Was ist mit „Anlagebetrug“ gemeint?

Hierbei handelt es um eine Form des Betruges, bei dem Anlegern eine erfolgsversprechende Kapitalanlage vorgetäuscht wird. Tatsächlich nutzen Täter diesen Weg, um an Geld ihrer Opfer zu gelangen und sich persönlich zu bereichern. Kapitalanlagebetrug ist strafbar.

 

Wie oder wo könnte ich das Geld, das ich in meinem Schülerjob verdient habe, am besten anlegen, und zwar so, dass ich jederzeit wieder herankomme?

Viele Banken und Sparkassen bieten besondere Konten für junge Leute an. Sinnvoll für die ersten Ersparnisse können ein Sparbuch oder – oft besser – ein Tagesgeldkonto sein. Die Eröffnung solcher Konten für Minderjährige setzt allerdings die Zustimmung der Eltern voraus.

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