Zu zuversichtlich?

Jugendliche sehen die Zukunft positiv, so eine Studie. Die Kehrseite: Sie sorgen nicht für später vor, vielen droht Altersarmut

 

Marie-Thérèse Harasim, 23 Jahre

 

Zuerst die gute Nachricht: 95 Prozent aller Jugendlichen in Deutschland sagen von sich selbst, dass sie mit ihrer Lebenssituation sehr zufrieden sind. Das geht aus der Studie „Jugend. Vorsorge. Finanzen – Von der Generation Praktikum zur Generation Altersarmut“ hervor, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. In dem Untertitel schwingt mit, was die Kehrseite dieser positiven Neuigkeit ist: Weil die meisten Jugendlichen glücklich sind und auch optimistisch in die Zukunft blicken, machen sich viele von ihnen kaum Gedanken um die Zukunft und sorgen viel weniger für ihr Alter vor, als es notwendig wäre. Denn je früher man mit der Altersvorsorge beginnt, desto mehr Geld hat man später einmal im Alter zum Leben.

Ralf Kühnel, Vermögensberater bei der Deutschen Vermögensberatung (DVAG), unterscheidet im Bezug auf die Rente zwei Fälle: Wenn man angestellt ist und mehr als 450 Euro im Monat verdient, wird automatisch in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt. Als Angestellter hat man einen Anspruch auf Rente ab dem gesetzlichen Rentenalter von 67 Jahren. Doch wie viel dann tatsächlich ausgezahlt wird, ist ungewiss, denn was der Staat einem später einmal zahlt, hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Um weiterhin auf dem gleichen Niveau leben zu können, sollte man daher noch weitere private Vorsorgemöglichkeiten nutzen, empfiehlt Ralf Kühnel. Ein Beispiel hierfür sei die Riesterrente. Da sie vom Staat gefördert wird, kann man von staatlichen Zuzahlungen und Steuervergünstigungen profitieren. Generell gilt bei der privaten Altersvorsorge: Je konservativer sie ist, desto verlässlicher ist die Rente. Durch gewagte Börsenmanöver ist es zwar möglich, seine Gewinne kurzfristig zu erzielen, aber wenn man Pech hat, ist das ganze Geld plötzlich weg.

Ist man hingegen selbstständig, muss man nicht in die Rentenkasse einzahlen und hat folglich auch keinen Anspruch auf eine staatliche Rente. „In diesem Fall ist es unbedingt notwendig, sich möglichst früh um eine private Altersvorsorge zu kümmern und sein Geld am besten nicht immer gleich auszugeben“, rät der Finanzexperte der DVAG.

Auch wenn wahrscheinlich nur die wenigsten Jugendlichen schon so weit sind, sich um ihr späteres Rentnerdasein Gedanken zu machen – schließlich gilt es ja erst einmal, die Schule zu beenden und einen Ausbildungs- oder Studienplatz zu finden –, gibt es Formen der Altersvorsorge, über die es sich nachzudenken lohnt. Bausparverträge zum Beispiel gelten als konservativ, Kühnel hat sie seinen Söhnen trotzdem als eine Maßnahme zur Altersvorsorge empfohlen. Denn sie ermöglichen es, im Arbeitsalter ein eigenes Heim zu bauen, sodass man später in den eigenen vier Wänden wohnt und keine Miete zahlen muss. Trotz der Zuversicht vieler Jugendlicher, was die Zukunft betrifft, rät Kühnel, das Thema Altersvorsorge im Blick zu behalten, ohne es überstürzt anzugehen. Schließlich dürfe es auch nicht dazu kommen, dass vor lauter Vorkehrungen für später das Leben im Hier und Jetzt zu kurz kommt.

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