Schusswechsel: Unvergessen bleibt für mich die Weihnachtsgeschichte des sechsjährigen Ole, der seine Rolle im Krippenspiel neu interpretierte: Am Heiligen Abend des Jahres 2010 hatten sich Jung und Alt zu besagtem Spiel der jungen Gemeinde in der Kirche meines brandenburgischen Heimatortes versammelt. Der dorfübergreifend bekannte, hyperaktive Ole, der mit seinem blonden Haar und dem schelmischen Blick an Michel aus Lönneberga erinnerte, spielte einen der Hirten. Augenscheinlich war er der Jüngste. Die anderen beiden waren zuerst dran, aber schon während sie sprachen, machte ich in Oles Gesicht ein provokantes Grinsen aus, das er kaum unterdrücken konnte …
Dann war es so weit: Oles einzige Szene. 200 Augenpaare waren gespannt auf ihn gerichtet. Würde er seinen Text aufsagen können? Die Antwort auf diese Frage kann bis heute niemand geben. Denn statt zu sprechen, drehte Ole den Hirtenstab gekonnt und definitiv geplant herum, sodass dieser gleich einem Gewehr in die Luft zeigte. Ungefähr fünf Mal, begleitet von einem brutal lauten „Rapapapapamm“ gab Ole einen Salut ab. Nach einigen Sekunden Totenstille, in denen man nur mich unterdrückt kichern hörte, wurde Ole von seiner Mutter aus der Kirche befördert, und man tat, als wäre nichts passiert. Nur ich weinte noch während des ganzen restlichen Stücks vor Lachen. (Laura Patz, 20 Jahre)
Je näher das Fest der Liebe rückt, desto liebevoller blickt man auf die Pannen, die dazugehören. Daher widmet sich die Jugendredaktion im Advent ihren Weihnachtsdesastern der vergangenen Jahre.