Backen, Geschenke kaufen, Gedichte aufsagen – in der Weihnachtszeit werden auch Jugendliche wieder zu Kindern. In der Adventszeit schreiben unsere Jugendreporter über ihre persönlichen Weihnachtstraditionen, die sie nicht missen möchten.
Wenn Anfang September die ersten Schokoweihnachtsmänner in die Supermärkte einziehen, führen meine Oma und ich unser alljährliches „Plätzchengespräch“. Bei uns ist das eiserne Tradition. Meist beginnt es damit, dass ich bei einem Besuch bei meinen Großeltern frage: „Du, Oma. Wann wollen wir denn dieses Jahr gemeinsam backen?“ Dann schaut sie mich jedes Jahr überrascht an und sagt: „Was? Dafür bist du noch nicht zu alt?“
Mit dem Backen haben wir begonnen, als ich noch im Kindergartenalter war. Die Frage stellt sie bereits, seit ich sechs Jahre alt bin – mehr als zehn Jahre mittlerweile, regelmäßig, einmal im Jahr. Wenn sie das irgendwann nicht mehr fragen würde, wüsste ich, dass ich mir ernsthafte Gedanken machen muss. Wahrscheinlich hat sie Angst, dass mich das Teigkneten mit ihr irgendwann nerven könnte oder ich zu groß wäre, was ich mit 17 Jahren und einer Körpergröße von 1,83 Meter im Übrigen eigentlich auch bin. Aber die Weihnachtszeit beginnt für mich erst, wenn ich mit Oma in ihrer kleinen Küche stehe, wir zu Weihnachtsmusik singen und von den Zutaten schon die Hälfte fehlt, weil ich sie weggenascht habe. Der Termin für unseren Backnachmittag ist schon seit November festgelegt.
Auf ihre Frage, ob ich zu alt sei, habe ich das Gleiche wie jedes Jahr geantwortet: „Ach Oma. Mit dir backe ich noch, wenn ich 30 Jahre alt bin.“
Aniko Schusterius, 17 Jahre