Ihr Lieben, ich fühle mich frei! Frei von den Zwängen dieser Gesellschaft, frei um jeden Preis. Und wenn es den Tod bedeutet. Ich bin nonstop mit Clyde unterwegs, den ich in Dallas kennengelernt habe, während mein Ex-Mann Roy im Gefängnis saß. Dann wurde auch Clyde eingesperrt, aber ich half ihm beim Ausbruch, indem ich ihm eine Waffe ins Gefängnis geschmuggelt habe. Manchmal brauchen Männer eben eine Frau.
Mit ihm wird es jedenfalls nie langweilig. Obwohl ich mich manchmal schon frage, in was ich da hineingeraten bin. Ständig sind wir auf der Flucht, in der Presse schreiben sie, wir seien rücksichtslose Mörder. Wenn man sich vorstellt, dass ich eigentlich mal in der Welt der schönen Künste zu Hause sein und die Weltliteratur bereichern wollte … das Leben geht manchmal komische Wege. Aber was soll ich machen, ich liebe ihn!
Das Leben auf der Straße ist anstrengend, besonders, da ich seit einiger Zeit nicht mehr richtig gehen kann, weil wir einmal mit dem Auto in einen Fluss gestürzt sind. Ich habe das Gefühl, das ganze Land ist uns auf den Fersen und frage mich, aus wie vielen Schusswechseln wir noch lebend herauskommen. Langweilig ist auf unserer Tour auf jeden Fall nie – aus unserer Geschichte könnte man wirklich einen Film drehen.
Ich habe das Gefühl, dass es mit unserer Reise bald vorbei ist. Und mit uns auch. Vielleicht ist es das Beste so.
Passt auf euch auf, Bonnie
Auf diese Postkarte stieß Jugendreporterin Laura Harmsen, 20 Jahre, als sie zu Hause in dem alten Maschinengewehrkoffer, den sie auf dem Flohmarkt im Mauerpark erstanden hatte, einen doppelten Boden entdeckte.