von Maximilian Hennig, 18 Jahre
Pubertät mit Punkrock: Im zarten Alter von zwölf Jahren floh ich aus der wohlbehüteten Welt des Schlagers und der Top-Ten-Charts in die raue Subkultur.
An einem beschaulichen Sonntagnachmittag entdeckte mein Großvater für mich den Punk. Er kaufte mir auf einem polnischen Grenzmarkt nach längerem Drängen meinen ersten Punkrocksampler.
Auf der Rückfahrt nach Berlin dröhnten Szenegrößen, wie „Betontod“ oder „Zaunpfahl“ aus dem Autoradio. Nach jedem Akkord und jeder Zeile identifizierte ich mich mehr mit dieser radikalen und lauten Musik. Auch wenn ich den tieferen Sinn hinter den Parolen „Schweinesystem verpiss dich“ und „Kapitalismus halts Maul“ nicht verstand, schien mir die Kernaussage aller Lieder, „Schrei es einfach raus“, ein gutes Lebensmotto zu sein.
Hass und Wut gegen alles und jeden erschienen mir als Brillen- und Zahnspangenträger, der als besondere Accessoires einige Pickelkolonien zur Schau trug, die beste Einstellung zu sein, um die vor mir liegende Pubertät halbwegs unversehrt bestreiten zu können.
Doch mein subversiver Lebensstil hielt nur kurze Zeit an. Glücklicherweise wurde meine Akne besser. Die dogmatische Einseitigkeit in der Szene langweilte mich bald und um den Familienfrieden zu wahren, legte ich sowieso immer pünktlich zum Abendbrot meine kindlich-pseudohafte Punkattitüde und auch die dazu passenden Klamotten ab. So dass ich irgendwann zu dem Schluss kam, dass man sich das ganze Theater auch sparen könnte.
Betrachte ich diese Zeit jedoch im Nachhinein, kann ich nur sagen: „Der Punk ist tot! Es lebe der Punk!“.
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