Visionen im Realitätscheck

Den Siegeszug des Fernsehens konnten auch Zweifler und Kritiker nicht aufhalten. Obwohl die Geräte heute kaum noch nach Fernsehen, sondern verdächtig nach Kino aussehen. / Foto: Raufeld/Fritz Schumann

„Das Fernsehen wird nach den ersten sechs Monaten am Markt scheitern. Die Menschen werden es bald satt haben, jeden Abend in eine Sperrholzkiste zu starren.“

(Darryl F. Zanuck, ehemaliger Vize-präsident des US-Produktions- und Vertriebsunternehmens 20th Century Fox)

Im Grunde hatte er ja recht, der Herr Zanuck, der von 1902 bis 1979 lebte und sowohl einen Oscar als auch einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame vorweisen kann. Die Menschen hatten tatsächlich nicht lange Lust, Abend für Abend vor der Sperrholzkiste zu hocken. Aber war deswegen das Fernsehen dem Untergang geweiht? Mitnichten. Die Menschen haben die Ärmel hochgekrempelt und die Kiste im Laufe der Jahre einer groß angelegten Styling-Aktion unterzogen – so lange, bis die Ästhetik des Apparats besser war als das, was in ihm lief.

Erstaunlicherweise lag Zanuck sogar insofern richtig, als er ja indirekt ausdrücken wollte, dass das Kino durch die Einführung des Fernsehens wohl nicht in Gefahr sei. Weil Kino eben besser ist. Und wenn man sieht, welche Entwicklung die Empfangsgeräte in den vergangenen Jahren gemacht haben, muss man zugeben: Ja, die Menschen ziehen offensichtlich große Leinwände kleinen Flimmerkisten vor und haben mit ihrer Nachfrage den Gerätemarkt so beeinflusst, dass die neuen Apparate auf dem besten Weg zur Kinoleinwand sind. Wie sie da kaum breiter als ein Hemd an der Wand gegenüber der Couchgarnitur prangen und trotz ihrer flachen Unaufdringlichkeit die unangefochtenen Herrscher im Raum sind!

von Maike Schäfer, 19 Jahre

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Kategorien Fotoserie Gesellschaft Zwischendurch

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