Liebe Jugendredaktion, viele Grüße aus der Einlagerungskammer zwölf im Atommüll-Endlager Asse. Hier ist es angenehm kühl, und die Wände leuchten schön grün – perfekt, um mich bei einem Kerncocktail von den Strapazen des Superheldendaseins in Berlin zu erholen.
Früher saß ich tagein, tagaus in einem Café in der Stargarder Straße, mit einem Latte Macchiato und meinem Laptop und erzählte allen, die es hören oder nicht hören wollten, an welch coolen Projekte ich arbeite und dass ich was mit Medien mache und so. Eines Tages, ich wollte gerade einen Blogeintrag schreiben, bemerkte ich eine Veränderung an mir. Ich hatte auf einmal Superkräfte! Mir wurde die Kraft verliehen, Projekte umzusetzen, statt wie meine Kollegen im Café immer nur davon zu quatschen. Diese Kraft setzte ich fortan zugunsten aller Bürger Berlins ein, als Star-Gardman mit der Kraft des Latte Macchiato.
In der vergangenen Woche stellte sich heraus, dass die Quelle meiner Kraft unter einer Gehwegplatte unweit des Cafés lag und dort fröhlich vor sich hin strahlte. Selbstlos nahm ich mich des Problems an und lieferte den radioaktiven Stöpsel im Endlager ab. Bei der Gelegenheit nutze ich die Chance gleich, um Urlaub zu machen. So eine ganze Woche Superheld spielen ist anstrengend.
(Diese Postkarte wurde unserem Jugendreporter Fritz Schumann, 21 Jahre, von zwei Spezialisten im Schutzanzug übergeben, die Karte selbst war mit drei Lagen aus Blei, Beton und Kaffeebohnen umhüllt. Auf dem Weg nach Hause ist sie ihm leider abhanden gekommen und liegt nun irgendwo auf Berlins Straßen. Na, wenn wieder zufällig jemand mit einem Geigerzähler herumläuft, wird er sie schon finden. Hat beim letzten Mal ja auch geklappt.)