Die Erfahrung lehrt

Lieber Spießer for one day: Diese Fehler solltest du bei der Wohnungsübergabe vermeiden

Als unsere Autorin in ihre erste eigene Wohnung zog, war bei der Übergabe alles easy. Dass sie kleine Mängel nicht protokollieren ließ, sollte sie später bereuen. Denn bei ihrem Auszug war der Hausmeister gar nicht mehr so locker wie früher.

Antonia Eichenauer

„Macht das ordentlich“, gab meine Mama mir und meinem Papa mit, als wir zur Übergabe meiner ersten eigenen Wohnung gingen. Was soll ich sagen: Das haben wir nicht wirklich. Aber ich habe daraus gelernt.

Die Übergabe fand mit dem Hausmeister und der jungen, sehr freundlichen Vormieterin statt. Wir schlenderten durch die kleine Wohnung, der Hausmeister machte überall seine Häkchen: Boden? Okay. Wände? Okay. Decken? Okay. Fenster, Toilette, Dusche? Alles okay.

Was sich dann beim Putzen und Aufbau der Möbel herausstellte: Nicht alles war wirklich okay. Das am leichtesten zu beseitigende Übel waren da noch die Socken hinter der Heizung und der allgemeine Dreck. Deutlich mehr (vergebliche) Energie musste ich in die Toilette stecken. Schwarz war der Abfluss und ich habe gelernt, welche benebelnde Wirkung Chlorreiniger hat. Die grau gestrichenen Dielen hatten überall Macken. Nicht so wild, dachte ich. Das wissen ja alle, dass das schon vorher so war. Aber denkste!

Beweisfotos werden abgeschmettert

Als ich nun ausziehen wollte, dachte ich natürlich, bei mir wird es ähnlich easy: Ein bedächtiger Rundgang und am Ende ist allen in Ordnung. Stattdessen gab es entsetzte Blicke auf die Dielen: Was ich denn mit dem Boden angestellt hätte, so könne das nicht bleiben, das müsse neu lackiert werden. Nur gut, dass ich beim Einzug Fotos gemacht hatte, dachte ich. Aber nix da. Das könne ja locker gefälscht sein, meint der Hausmeister und bleibt hartnäckig. Wer weiß, wo und wann ich das wirklich aufgenommen habe.

Viele Momente, in denen ich Wände hätte hochgehen können, und drei (!) Lackierungsaktionen später, wusste ich vor allem eins: Bei der nächsten Wohnung wird jede Macke im Boden, jeder Kratzer im Fenster, jeder Mangel an Türen, Sanitäranlagen und Wänden gemeinsam mit der Hausverwaltung protokolliert.

Diese drei Tipps gibt der Berliner Mieterverein

Doch gelten meine Erfahrungen für alle? Ein Übergabeprotokoll zu führen, sei nicht verpflichtend, erklärt Wibke Werner, stellvertretende Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins. Der Verein berät seine Mitglieder in Rechtsfragen, die die Miete betreffen, und setzt sich dafür ein, dass Wohnen für alle gut und bezahlbar ist. Aber ein Protokoll erleichtere die Beweislage, wenn es beim Auszug um die Schönheitsreparaturen geht, ergänzt sie und gibt ein paar Tipps, wie man auf der sicheren Seite steht: „Als erstes würde ich empfehlen, die Wohnungsübergabe zu zweit zu machen, weil man dann einen Zeugen hat.“ Das hab ich also schon im ersten Anlauf korrekt gemacht – immerhin.

Zweiter Hinweis von Werner und Knackpunkt: „Dann sollte man über Mängel nicht hinwegsehen, sondern den Vermieter darauf hinweisen.“ Das können zum Beispiel Wasserflecken von vergangenen Wasserschäden, kaputte Türgriffe, Bohrlöcher in Fliesen oder Beschädigungen des Dielenboden sein. Wenn man solche oder andere Mängel hinnimmt, hat man später kein Recht mehr auf Mietminderung oder wird selbst beim Auszug für die Schäden verantwortlich gemacht – ich weiß, wovon sie spricht.

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Bleibt der Vermieter untätig, sollten ihm die Mängel nach der Wohnungsübergabe nochmals angezeigt werden, das dient ebenfalls der Dokumentation. Übrigens: „Verdeckte Mängel können einem nicht vorgeworfen werden“, sagt Werner. Man muss also nicht den Teppich anheben, um darunter nach dem Boden zu sehen.

Der letzte Tipp von Wibke Werner ist quasi der doppelte Boden der Wohnungsübergabe: „Wenn man die Schlüssel und das Protokoll in der Hand hat, begeht und fotografiert man die leere Wohnung noch einmal mit einem Zeugen.“ So hat man etwas in der Hand, sollte es später bei der Rückgabe der Wohnung Streit über den geschuldeten Zustand geben. Da Fotos allein nicht als Beweis vor Gericht gelten, ist der zusätzlicher Zeuge sinnvoll, der die Aufnahmen bestätigen kann. Außerdem, so ergänzt Werner, reiche meist schon das Zeigen der Fotos beim Vermieter aus, dass man sich einig werde.

Meistens aber auch nur, lehrt die Erfahrung.

Kleiner Spoiler zum Schluss: So eine penible Übergabe macht keinen Spaß, denn gerade auf dem Berliner Wohnungsmarkt gilt man da schnell als undankbar. Aber sei‘s drum. Lieber Spießer for one day als noch einmal für einen Fremden renovieren.

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