Auch in der Sporthalle am Olympiapark wurden Geflüchtete untergebracht. Foto: dpa

Endlich zur Schule gehen

Die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft in Pankow haben wenig Besitz – dafür aber viele Träume im Gepäck.

Es ist Montag, der 23. November 2015. Ein nasskalter Wind pfeift durch die Straßen. Das graue Gebäude in der Wackenbergstraße wirkt eher wie ein Gefängnis als eine Notunterkunft für Flüchtlinge. Es ist von einer breiten grauen Mauer umgeben, die nur von einer Stahltür unterbrochen wird. Nach dem Klingeln öffnet ein Mann mit einer grellgelben Security-Weste unfreundlich die Tür.

Als wir die umfunktionierte Turn-halle betreten, schauen die Flüchtlinge neugierig und sprechen leise miteinander. Im Nebenraum sitzt der Leiter des Flüchtlingsheims an seinem Schreibtisch. Nach einer freundlichen Begrüßung schickt er seine Mitarbeiterin in den Raum. Sie ist klein und hat lange dunkelbraune Haare, die auf ihren rosafarbenen Minnie-Maus-Pullover fallen. Sie heißt Jana und ist Dolmetscherin für die Flüchtlinge. Mit ihr dürfen wir die große Turnhalle betreten. Es ist kalt und riecht, als wäre seit Langem nicht mehr gelüftet worden. Überall stehen Doppelstockbetten, die mit weißen Tüchern voneinander getrennt sind. Kinder fahren mit Rollern herum und spielen Fußball. Während Jana nach Gesprächspartnern für unser Interview sucht, nehmen wir auf zwei alten grünen Sofas Platz. Vier kleine Mädchen setzten sich tuschelnd zu uns.

Auch in der Sporthalle am Olympiapark wurden Geflüchtete untergebracht. Foto: dpa
Auch in der Sporthalle am Olympiapark wurden Geflüchtete untergebracht. Foto: dpa

Ein großer Mann mit dunklen Haaren und einer weiten blauen Jogginghose ist als Erster bereit, mit uns zu sprechen. Er erzählt, dass er vor drei Monaten aus politischen Gründen -allein aus Ägypten geflohen sei. Auf die Frage, was er sich für die Zukunft wünsche, antwortet er lachend, dass er eine deutsche Frau heiraten und Deutsch lernen wolle. Er bedankt sich für das Gespräch und tritt einen Schritt zurück.

Die Dolmetscherin winkt nun ein Mädchen in einem türkisfarbenen Pullover zu sich. Sie ist zwölf Jahre alt und sehr gesprächig. Seit sie vor zwei Monaten aus Syrien geflohen ist, lebt sie mit ihrer Mutter, ihren zwei Schwestern und drei Brüdern in Berlin. Traurig er-klärt das Mädchen, dass sie noch nie zur Schule gegangen sei. Hier endlich den Unterricht besuchen zu dürfen, ist ihr größter Wunsch. Es gefalle ihr in Deutschland, sagt sie, fügt jedoch mit leiser Stimme hinzu, dass sie Syrien sehr vermisse. Während wir mit ihr und anderen Flüchtlingen sprechen, versammeln sich immer mehr Zuhörer um unser Sofa.

Nach dem Gespräch geht es schließlich für ein Gruppenfoto vor die Turn-halle. Alle lächeln in die Kamera, einige zeigen fröhlich das Peace-Zeichen.

Von Lilli Wolf, Klasse 10e, Bertha-von-Suttner-Gymnasium

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