Die Spielwütigen

Rückwärts dribbeln fühlt sich ungewohnt an und sieht erst mal komisch aus.

Die Basketballspieler der Carl-Friedrich-von-Siemens-Oberschule haben ein Training mit einem Trainer der ALBA-Jugend gewonnen


Als Mauricio Parra das Spielfeld betritt und die Jungs zusammen trommelt, folgt: Ruhe. „Da merkt man mal den Unterschied – bei mir sind die nie so ruhig,“ kommentiert Peter Kiel die Szene mit einem Lachen. Wenn er mit seinen Schülern trainiert, dann wird einfach drauf los gespielt. „Bei uns geht es eher um das Spiel und den Spaß dabei. Neulich haben wir ein Trampolin unter den Korb gestellt, damit jeder mal einen Dunk machen kann,“ erzählt der Lehrer weiter. Herr Kiel selbst unterrichtet eigentlich Geschichte und Englisch, nebenbei leitet er die Schulmannschaft der Carl-Friedrich-von-Siemens-Oberschule, die auch regelmäßig am Vattenfall Schul-Cup teilnimmt.


„Wir spielen eher ohne Struktur, das aber sehr gut,“ erzählt Bora, 17 Jahre, am Spielfeldrand. Er hat einen Muskelfaserriss und kann deshalb heute nicht mittrainieren. Dabei sein wollte er trotzdem. „Beim Schul-Cup sind ganz viele Sportschulen dabei, die jeden Tag trainieren. Wir spielen nur einmal die Woche und haben beim letzten Schul-Cup trotzdem drei Sportschulmannschaften raus gehauen,“ berichtet er stolz. Seine persönliche Spezialität sei der Dreier-Wurf.


Jetzt beginnt erst einmal das Training. Wie die Großen rücken die Jungs zusammen und rufen mit Mauricio ein lautes „Eins, zwei, drei – Alba!“ in die Jugendhalle von ALBA Berlin. Dann geht es mit verschiedenen Dribbelübungen los, Wurf- und Zuspielübungen folgen. Manche der älteren Spieler haben ihre Trikots vom letzen Schul-Cup an. „Nachwuchsstar“ steht auf dem einen drauf. Christopher trägt das „Junge Helden“-Shirt. Er war schon als Zuschauer dabei, als seine Schule 2005 das erste Mal den Schul-Cup gewonnen hat. Das Finale findet jedes Jahr in der Spielstätte von ALBA Berlin statt. Damals war das noch die Max-Schmeling-Halle.


„Als wir dann gewonnen hatten, sind alle ausgerastet, gehüpft, haben gesungen und den Boden geküsst,“ erzählt Christopher. Dem mittlerweile 19-Jährigen hat das ziemlich imponiert und es war auch ein Grund, warum er selbst später immer am Schul-Cup teilgenommen hat. Seit er 13 ist, spielt er Basketball und war schließlich auch im Verein, aber dann haben seine Knie nicht mehr mitgemacht und jetzt muss er eine Weile ruhen. Dass er im Verein Basketball gespielt hat, unterscheidet ihn von vielen seiner Mitspieler.


Harald etwa ist 14 Jahre und spielt hauptsächlich Handball. Aber auch im Basketball ist er gut. Das Training heute hat ihm sehr gefallen, weil Mauricio auf jeden einzelnen Spieler eingegangen ist. Eigentlich will Harald gerne weiter Basketball spielen, aber er müsste sich zwischen seinen beiden Sportarten entscheiden, um Profi zu werden. So geht es vielen. Oft fällt die Entscheidung auf das, was sie schon länger machen. Und das ist manchmal Handball, meistens aber: Fußball. Viele haben von klein auf die Bälle eher gekickt als gedribbelt.


Als später nach dem Training Milthat Demirel zu den Schülern stößt, fällt ihm gleich auf, dass viele von ihnen Fußballschuhe anhaben. Der ehemalige ALBA- und Nationalspieler und jetzige Teammanager ist an diesem Nachmittag der Überraschungsgast. Er hat für jeden Schüler zwei Karten für das Spiel ALBA gegen Oldenburg im Gepäck und will ein paar Fragen aus der Runde beantworten. Wie viel Geld er bei ALBA verdient habe, will jemand sofort wissen. Wieder kommt der Fußball ins Spiel: Von solchen Gehältern sei man im Basketball weit entfernt.


Aber wenn man die jungen Herren am Ende bes Trainings beim freien Spiel durch die Halle fegen und fliegen sieht, spielt der Vergleich zum Fußball gar keine Rolle mehr. Das sieht einfach nach einer Menge Spaß aus. In der Gruppe ist das ein oder andere Talent versteckt. Lehrer Kiel versucht seine Jungs ordentlich zu fördern und wer weiß, vielleicht hat Mauricio Parra auch jemanden entdeckt.


(Katrin Gottschalk)

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