Frau sitzt verzweifelt auf dem Boden.
Wie können wir Suizide verhindern?

Anzeichen rechtzeitig erkennen

Rund sechs Prozent aller Suizide werden von Jugendlichen verübt. Es gibt aber Wege, sie zu verhindern

Linnéa Seltenheim, Celine Thielemann, Fabian Niebergall

Rund 10 000 Suizide gab es im Jahr 2013 in Deutschland, davon wurden etwa 600 von Jugendlichen begangen. In fast allen Fällen fragen sich die Angehörigen nach den Gründen und, ob sie hätten helfen können. „Meist sind Suizidgedanken bei Jugendlichen die Folge von Stress mit den Eltern und Freunden oder Problemen in der Schule“, sagt Anna Gleiniger von der Online-Plattform für Suizidprävention U25, die von der Caritas ins Leben gerufen wurde. Ein weiterer häufiger Grund ist Mobbing. Der dadurch entstehende Stress und die Trauer werden immer größer und zu einer Last, die die Betroffenen auf Dauer erdrückt. Auch eine Depression, ausgelöst durch ein schlimmes Ereignis oder genetische Veranlagung, kann zum Suizid führen. Depressionen können heute zwar mit Tabletten oder Therapien behandelt werden. Trotzdem nehmen sich 15 Prozent der Betroffenen das Leben.

Die Anzeichen erkennen

Für die Angehörigen ist es nicht immer leicht, herauszufinden, was in Menschen vorgeht, die unter Depressionen leiden. Auch fällt es ihnen mitunter schwer, das Leiden überhaupt zu erkennen. Veränderungen des Verhaltens, wie das plötzliche Beenden von Hobbys, das Abkapseln von Freunden und der Familie sind Anzeichen. Aber auch eine Änderung der Ess- und Schlafgewohnheiten können Hinweise auf eine Depression oder sogar einen bevorstehenden Suizid sein. Zudem sollte es zum Nachdenken anregen, wenn Jugendliche häufiger Sätze äußern, in denen Verzweiflung und die Sinnlosigkeit des Lebens vertieft werden.
Gleiniger zufolge werden 80 Prozent aller Suizide angekündigt. Viele Menschen, die Suizidgedanken haben, greifen zunächst zu anderen Mitteln, um den psychischen Druck abzubauen, der auf ihnen lastet. „Dabei handelt es sich meist um Selbstverletzungen“, sagt Anna Gleiniger.

Wie kann man helfen?

Wenn man vermutet, dass ein Jugendlicher Suizidgedanken hat, sollte man diesen direkt danach fragen, führt Gleiniger aus. Meist hoffen die Betroffenen, dass jemand auf ihr Problem aufmerksam wird. Zudem sollte man für den Betroffenen da sein, zuhören und Zuneigung zeigen. Auch nach konkreten Plänen zu fragen, wann und wo sich ein Betroffener umbringen will, ist möglich. Wenn sich ein Jugendlicher Hilfe suchen will, kann er sich an Organisationen, wie die Online-Suizidprävention U25, wenden.

Im Internet kursiert zurzeit eine morbide Challenge. Von den Teilnehmern sollen 50 grausame Aufgaben gelöst werden, die am Ende dahin führen sollen, dass die Teilnehmer bereit sind, sich das Leben zu nehmen. Dagegen wollen wir eine neue Challenge ins Leben rufen. Wir nennen sie „The Another Happy Day Challenge“. Sie soll aus 50 Aufgaben bestehen, die den Tag der Teilnehmenden verschönern sollen. So soll sie bewirken, dass diejenigen, die sich an ihr beteiligen, mehr Freude am Alltag finden. Sobald sie erstellt ist, werdet ihr an dieser Stelle mehr darüber lesen.

Bei der Telefonseelsorge finden Menschen mit Depressionen oder Selbstmordgedanken rund um die Uhr Ansprechpartner. Online unter www.telefon
seelsorge.de oder telefonisch unter den kostenlosen Hotlines 0800-1110111 und 0800-1110222. Die Telefonseelsorge bietet ebenfalls Chatberatungen an. Es gibt auch die Möglichkeit sich auf der Internetseite zu informieren, wo es in der Nähe Face-to-Face Beratungsstellen gibt, bei denen man sich von den Ehrenamtlichen direkt beraten lassen kann.

Foto: Fotolia/Rafael Ben-Ari

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