Ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Mobbing

Von Laura Patz, 20 Jahre

 

Laura Patz: „Das Video von Internetstar Benjamin Fokken ist sehr mutig.“
Laura Patz: „Das Video von Internetstar Benjamin Fokken ist sehr mutig.“

Nachdem Facebook zuletzt vor allem mit sich ständig ändernden AGBs als Datenkrake in den Medien präsent war, gab es vergangene Woche ausnahmsweise mal wieder eine gute Nachricht aus dem sozialen Netzwerk: Der 19-jährige Benjamin Fokken aus dem ostfriesischen Weener, der in der Schule gehänselt wurde, hat auf seiner Seite ein selbst gedrehtes Anti-Mobbing-Video hochgeladen. Obwohl es sehr einfach produziert ist, ist er damit zum Internetstar geworden.

Mit dem knapp zweiminütigen Schwarz-Weiß-Film wollte er besonders diejenigen erreichen, die andere wegen ihres Aussehens, ihrer Sexualität, Herkunft oder Religion drangsalieren. Benjamin Fokken spricht in dem Video nicht. Nur Musik ist zu hören, zu der er selbst geschriebene Schilder in die Kamera hält, auf denen unter anderem steht: „Leute, niemand ist weniger wert, nur weil er: eine Behinderung hat, vielleicht nicht viel Geld hat, vielleicht nicht so klug ist, vielleicht nicht die beste Figur hat, schwul, lesbisch oder bi ist, eine andere Hautfarbe hat, einen anderen Glauben hat, eine andere Herkunft hat.“

So einen Schritt zu wagen, wenn man selbst Opfer andauernder Mobbing-Attacken ist, ist außerordentlich couragiert. Aber leider gibt es keine Garantie dafür, dass man mit so einem Video Erfolg hat.

Nicht lange ist es her, dass ein Mädchen ein Bild von sich im Internet hochlud, mit dem es dazu aufrufen wollte, Schönheitsideale zu überdenken und auch fülligere Frauen als hübsch anzuerkennen. Doch was folgte, waren Hohn, Spott und beleidigende Kommentare. Erst vor Kurzem belegte auch eine Studie des IT- Branchenverbandes Bitcom, dass jeder siebte Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren Cyber-Mobbing schon einmal zum Opfer gefallen sei.

Auch Benjamin hatte mit dem Erfolg seines Videos nicht gerechnet.Nicht nur, dass es fast vier Millionen Mal auf Facebook angeklickt wurde, auch seine Peiniger aus der Schulzeit sind auf ihn zugekommen, um ihn um Verzeihung zu bitten.

Ob Benjamins Botschaft auch bei anderen Mobbern ankommt, ist nicht gewiss. Nichtsdestotrotz kann er einen wichtigen Erfolg verzeichnen: Mit seinem mutigen Auftritt und der damit verbundenen Welle der Solidarität hat er eine Debatte über weitere Präventions- und Soforthilfemöglichkeiten ins Rollen gebracht und auf die immer noch akuten sozialen Missstände an vielen Schulen aufmerksam gemacht. Ein Bewusstsein dafür ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Mobbing.

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