Jugendschutz.net versucht, gegen den Handel mit Legal Highs vorzugehen. Ein neues Gesetz vom Bund ist bereits in Arbeit.
Das Internet birgt viele Gefahren. Für unsere Generation, die Digital Natives, keine neue Erkenntnis. Von den sogenannten Legal Highs dürfte aber noch nicht jeder gehört haben: psychoaktive Substanzen, die im Internet frei erhältlich sind und deren Vertreiber es auf die jugendliche Zielgruppe abgesehen haben. Die Stoffe tragen unbeschwerte, verharmlosende Namen wie Crazy Monkey, Unicorn Magic Dust oder Beach Party. Die Wirkungsweisen sind verschieden. Manche gleichen Cannabis, andere eher Ecstasy.
Gratisaktionen sollen ködern
Anlässlich des aktuellen Jahresberichts von Jugendschutz.net, einer Jugendschutzeinrichtung der Bundesländer, verweisen nun das rheinland-pfälzische Jugendministerium und die Kommission für Jugendmedienschutz auf die damit einhergehenden Gefahren. Nicht selten werden durch den Konsum Krämpfe, Herzprobleme und Panikattacken ausgelöst, im vergangenen Jahr gab es allein hierzulande 39 Todesfälle. Perfide sind Gratisaktionen der Anbieter, mit denen die junge Kundschaft geködert werden soll. Dass das Marketing auf fruchtbaren Boden fällt, zeigen die zahlreichen Facebookgruppen zu Legal Highs, die teilweise rund 2 000 junge Mitglieder umfassen.
Ob brutale Gewaltaufnahmen, Unfallfotos, Bildmaterial aus Kriegsgebieten, Pornografie oder eben Onlineshops für gefährliche Substanzen. Die Plattform Jugendschutz.net hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Internet kinder- und jugendsicherer zu machen. Die länderübergreifende Stelle wurde 1997 von den Jugendministerien gegründet und ist an die Kommission für Jugendmedienschutz angebunden. Die Arbeitsweise von Jugendschutz.net funktioniert so, dass das Team selber nach jugendgefährdenden Inhalten sucht, Hinweisen nachgeht und die Anbieter dazu drängt, ihre Onlineangebote umzugestalten. Dies geschieht dann etwa durch Alterssperren oder das Entfernen zwielichtiger Inhalte.
Politik reagiert
Seit Ende 2015 ergreift Jugendschutz.net auch Maßnahmen gegen Onlineshops, die Legal Highs anbieten. Seitdem haben 21 Prozent der Vertriebe ihre Inhalte zu entsprechenden Substanzen entfernt. 47 Prozent befinden sich in der Bearbeitungsphase.
Auch die Politik hat auf die aktuelle Bedrohung reagiert: Ein Entwurf zum „Gesetz zur Bekämpfung der Verbreitung neuer psychoaktiver Stoffe“ ist bereits in Arbeit, unklar ist allerdings, wann es in Kraft treten wird. Fraglich bleibt darüber hinaus, ob der Entwurf alle Eventualitäten abdeckt und keinen Raum für Schlupflöcher lässt. Die armselige Reaktion der Anbieter ließ nicht lange auf sich warten: In Hinblick auf die drohende Reglementierung gibt es astronomische Rabattaktionen nach dem Alles-muss-raus-Prinzip. So ist leider nicht ausgeschlossen, dass die legalen Aufputscher weitere Todesopfer fordern.
Ihr habt Hinweise auf Jugendschutzverstöße im Internet? Meldet sie unter www.jugendschutz.net/hotline
von Rabea Erradi