„Holm bleibt“: Worum geht es bei dem Studierendenprotest eigentlich?

Seit vergangenem Mittwoch besetzen Studierende der Humboldt Universität das sozialwissenschaftliche Institut – aus Protest gegen die Entlassung des zurückgetretenen Staatssekretärs und Stadtsoziologen Andrej Holm. Für den morgigen Sonnabend ist eine große Demo geplant, die 13 Uhr auf dem Rosa-Luxemburg-Platz startet.

Kern der Forderungen ist die Rücknahme der Kündigung Andrej Holms durch Sabine Kunst, Präsidentin der HU. Diese hatte Holm zuvor entlassen, weil er 2005 fälschlicherweise in einem Personalfragebogen verneint hatte, hauptamtlicher Mitarbeiter der Stasi gewesen zu sein. In einem Interview 2007 hatte er zugegeben, in der DDR vorgehabt zu haben, Stasi-Offizier zu werden, weshalb er auch schon eine entsprechende militärische Ausbildung absolviert hatte. Holm sieht sich in vielen Berichten missverstanden, weil er bewusst einen offenen Umgang mit seiner Biografie gesucht habe und die falschen Angaben auf dem Personalbogen lediglich aus einer Erinnerungslücke heraus entstanden seien.

Die Studierenden, die sich hinter Holm stellen, vermuten hinter der Entlassung deshalb vielmehr einen Schlag gegen die kritische Forschung Holms, der sich für eine soziale Wohnpolitik eingesetzt hatte. Sie fordern neben der Wiedereinstellung Holms deshalb eine mieterfreundlichere Stadtpolitik und kritisieren auch die neue Koalition unter Bürgermeister Müller, die sich für den Rücktritt Holms als Staatssekretär eingesetzt hatte. In den Augen der Protestierenden steht die Entlassung Holms symbolisch für den Abbau kritischer Lehre, die Kürzungspolitik an Hochschulen und das fehlende Engagement vieler Politiker für bezahlbaren Wohnraum. Während der Besetzung organisieren die Studierenden Workshops, zum Beispiel zum Thema „Protest und Polizei“ oder der Kritischen Theorie von Karl Marx.

Unter den Professoren scheinen gemischte Gefühle gegenüber der Besetzung zu herrschen. So zeigen viele ein grundsätzliche Toleranz für die Forderungen der Studierenden, würden aber auch die Entscheidung von Sabine Kunst, Holm zu entlassen, verstehen oder sogar unterstützen.

Ein ganz anderer Punkt ist die rechtliche Lage. Holm hat nämlich durchaus gute Chancen, einen Prozess gegen die HU zu gewinnen. Die Universität müsste nämlich erst einmal beweisen, dass Holm bei seinen Personalangaben tatsächlich vorsätzlich getäuscht hat.

Von Cana Durmusoglu, 20 Jahre

Foto: Paul Zinken/dpa

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