Prominente Frage: Ulrich Khuon

Prominente müssen der Presse ständig Tausende Fragen beantworten. Die Jugendredaktion dreht den Spieß um: Wir geben den Prominenten Antworten – auf alle Fragen dieser Welt.

Ulrich Kohn fragt die Jugendredaktion: „Was fehlt euch bei den Erwachsenen?“

Ulrich Khuon ist Intendant des Deutschen Theaters in Berlin. Foto: dpa
Ulrich Khuon ist Intendant des Deutschen Theaters in Berlin. Foto: dpa

Die Jugendredaktion antwortet: Lieber Herr Khuon, mein Bild von Erwachsenen und ihren Fehlern hat sich im Laufe meiner Kindheit und Jugend stark verändert. War ich früher noch der Meinung, Erwachsene müssten mehr Zeit zum Spielen mit ihren Kindern haben oder uns erlauben, mehr Süßigkeiten zu essen, würde ich jetzt antworten, dass sich viele Erwachsene öfter vom Alltag entspannen sollten.

Vieles, was mir jetzt an Lehrern, Vorgesetzten oder meinen Eltern fehlt, wusste ich früher nicht zu schätzen. Das klingt paradox, deshalb zwei Beispiele: Als Grundschülerin wollte ich nicht von meiner Mutter zu Hause erwartet werden, sondern am liebsten wie eine Große alleine bleiben dürfen. Heute bin ich am Nachmittag meistens alleine, weil ich ja nun wirklich alt genug dafür bin. Und ich habe die Erfahrung gemacht: Es kann sehr langweilig sein. Oft wünsche ich mir heute, meine Lehrer hätten mehr Verständnis und würden mich hin und wieder an Hausaufgaben oder Klausurtermine erinnern. In der 9. Klasse hat mich diese Fürsorge und das ständige gebetsmühlenartige Wiederholen von Abgabefristen genervt.

Mit 18 Jahren stehe ich an einer Grenze. Die einen bezeichnen mich bereits als Erwachsene, die anderen noch als Jugendliche. Ich selbst bin mir auch nicht so sicher, was von beidem ich bin, ich sehe mich irgendwo dazwischen. Das ist nicht immer ganz leicht, und manchmal wünsche ich mir einfach nur, dass die definitiv schon Erwachsenen sich daran erinnern, dass sie selbst einmal jung waren. Dass sie sich damals auch zahlreiche Fragen gestellt haben und keine Antworten wussten. Ich habe den Eindruck, dass viele Erwachsene sich im Alltag eine Art Gefühlsspektrum zulegen, von dem die Empfindungen, die sie zeigen, nicht mehr abweichen. Und ihre Erinnerungen an damals, als sie jung waren und das noch nicht so war, verschwimmen.

Oft werden wir jungen Menschen an falschen Stellen ernst genommen und in anderen Situation wiederum nur belächelt. Wenn sich Erwachsene öfter mehr Zeit für sich nehmen und sich vom Alltag entlasten würden, könnten sie sich vielleicht mit mehr Kraft und Freude in ihrem Leben behaupten. Kinder machen das schließlich genauso. Das fehlt mir an Erwachsen oft.

Prominente müssen der Presse ständig Tausende Fragen beantworten. Die Jugendredaktion dreht den Spieß um: Wir geben den Prominenten Antworten – auf alle Fragen dieser Welt.

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