„Für eine bessere Welt, wenn wir erwachsen sind“

Konrad ist 15 Jahre alt und setzt sich für entwicklungspolitische Ziele ein, die erreicht sind, wenn er 30 ist

Am 15. Januar 2015 standen 15 15-Jährige vor dem Brandenburger Tor. Sie ließen Luftballons in die Höhe steigen und riefen ein Jahr aus, das entscheidend für die globale Armutsbekämpfung sein wird. 15 Jahre sind die sogenannten Millenniumsentwicklungsziele, zu denen etwa die weltweite Halbierung extremer Armut zählte, jetzt alt – sie werden im September dieses Jahres abgelöst von den neuen Nachhaltigkeitszielen. Bei den 15 Jugendlichen handelte es sich um Jugendbotschafter der entwicklungspolitischen Organisation One, die normalerweise bei Politikern dafür wirbt, die Millenniumsziele nicht aus dem Blick zu verlieren. Weil dieses Jahr jedoch sehr bedeutsam ist, haben sich rund 1 000 Organisationen aus mehr als 120 Ländern zu der sogenannten „action/2015“ zusammengeschlossen, in der sie gemeinsam dafür werben, am Erreichen der Ziele zu arbeiten. Einer der Jugendlichen, die dafür am Brandenburger Tor standen, ist Konrad Rohr.

Konrad, warum wird dieses Jahr so entscheidend?

Vier große Gipfel finden dieses Jahr statt. Es wird um neue Ziele für die Armutsbekämpfung und ihre Finanzierung gehen, um weltweiten Klimaschutz – und das alles während der G7-Präsidentschaft von Deutschland, was Verantwortung mit sich bringt. Wir haben uns zum Auftakt mit dem Entwicklungsminister Gerd Müller und dem europäischen Entwicklungskommissar Neven Mimica getroffen und mit ihnen über unsere Ziele gesprochen. Damit wir in 15 Jahren, wenn wir 30 Jahre alt sind, sagen können: Damals wurde der Grundstein gelegt für die bessere Welt, die wir dann hoffentlich haben.

Mit 14 Mitstreitern warb Konrad (4. von links) am Brandenburger Tor dafür, die Millenniumsentwicklungsziele nicht aus dem Blick zu verlieren.
Mit 14 Mitstreitern warb Konrad (4. von links) am Brandenburger Tor dafür, die Millenniumsentwicklungsziele nicht aus dem Blick zu verlieren.

Wieso ist dir gerade Entwicklungspolitik so wichtig?

Ich war vergangenes Jahr für sechs Monate in Indien. Ich habe sehr viel Armut gesehen und dadurch einen anderen Blick auf die Welt bekommen. Dort wurde mein Interesse für dieses Thema geweckt. Ich habe es nicht in irgendeiner Dokumentation, sondern mit eigenen Augen gesehen, wie die Menschen dort leben.

Ändert sich dann auch der Blick auf die deutsche Politik?

Ja. Die internationale Politik Deutschlands ist mir viel wichtiger geworden. Ich hatte vorher keine Ahnung von deutscher Entwicklungspolitik. Viele Leute kennen zwar die großen Organisationen, wissen aber kaum etwas über Entwicklungspolitik, die ja auch etwas erreichen kann.

Konrad Rohr (15), Mitglied der Organisation One
Konrad Rohr (15), Mitglied der Organisation One

Hast du das Gefühl, durch dein Engagement etwas zu bewegen?

Ich denke schon, denn gerade durch Unterstützer wie Bill Gates bekommt unsere Kampagne viel Aufmerksamkeit. In Indien haben sich 150 Schüler in 15 Bundesstaaten mit Politikern getroffen, Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon hat 15 Jugendliche zu sich eingeladen – viele ähnliche Aktionen gab es auch in anderen Teilen der Welt. Wir zeigen hier in Deutschland, dass auch uns Jugendlichen das Thema sehr wichtig ist.

Welches Millenniumsziel ist dir persönlich am wichtigsten?

Bildung. Sie gibt Menschen die Möglichkeit, sich zu engagieren, kritisch zu sein. Unternehmen können gegründet werden, Familienplanung findet statt – Bildung ist ein wichtiger Faktor, um Armut zu besiegen.

 

Interview: Lisa Opolka, 20 Jahre.

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